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Predigt

Statement von Erzbischof Dr. Stefan Heße

11. Juni 2019
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort

Wo steht das Erzbistum Hamburg in seinem Erneuerungsprozess?

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bedanke mich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind und wir Ihnen heute - wenige Wochen vor der Sommerpause - einen Einblick geben können, wo das Erzbistum Hamburg in seinem doch sehr umfangreichen Erneuerungsprozess steht.

Mit einer Auftaktveranstaltung am 12. November 2016 hier nebenan im St. Marien-Dom haben wir unseren Erneuerungsprozess begonnen. Es ging und geht dabei um zwei Fragen: Wie wollen wir in Zukunft unsere Sendung, unseren Auftrag als katholische Kirche im Norden erfüllen? Bei dieser Frage geht es um Inhalte. Und zweitens: Wie können wir diesen Auftrag mit den wirtschaftlichen Mitteln erfüllen, die uns zur Verfügung stehen? Hier geht es um Geld.

Sie alle haben wahrscheinlich die Prognose zur Entwicklung der Kirchenmitglieder zur Kenntnis genommen, die die Freiburger Universität vor einigen Wochen vorgelegt hat. Für das Erzbistum Hamburg prognostiziert die Studie einen Rückgang der Kirchenmitglieder um 40 Prozent bis zum Jahr 2060. Das bedeutet auch einen Rückgang der Kirchensteuermittel. Diese Beiträge unserer Mitglieder sind und bleiben unsere wesentliche Einnahmequelle. Aber wir werden künftig zum einen auch auf andere Quellen angewiesen sein. Und zum anderen müssen wir unseren schmerzhaften Sanierungskurs fortsetzen. Dazu später von Herrn von Waldenfels mehr.

Der Erneuerungsprozess des Erzbistums Hamburg ist heute nicht abgeschlossen. Aber nach gut zweieinhalb Jahren ist es möglich, eine Zwischenbilanz zu ziehen und zu skizzieren, wie es weitergeht.

In mehreren Bistumstagen und in vielen, vielen kleineren Gruppen haben sich mehrere hundert haupt- und ehrenamtlich engagierte Menschen an der inhaltlichen Diskussion beteiligt. Das erste Ergebnis dieser Beratungen ist der Pastorale Orientierungsrahmen, den ich Anfang Februar 2018 veröffentlicht habe. Dort sind Impulse festgehalten, wie wir in Zukunft Kirche sein wollen.

An diesen Impulsen ist dann wieder in zahlreichen Gruppen weitergearbeitet worden. Das Ergebnis sind sogenannte pastorale Indikatoren, die Ihnen hier auch vorliegen. Ich habe eine Gruppe von elf Menschen aus unserem Erzbistum berufen, die mit mir in diesen Wochen in Form einer „geistlichen Unterscheidung“ die Ausgabenfelder im Erzbistum mit den Indikatoren vergleicht und in der zweiten Jahreshälfte zu einer Gewichtung kommt: Welcher Ausgabenbereich erhält wie viel Prozent der Haushaltsgelder? Diese Weichenstellung wird dann schrittweise bis 2030 in der Haushaltsplanung des Erzbistums umgesetzt.

Parallel zu diesem grundsätzlichen Prozess sind in den vergangenen Jahren auch Einzelprojekte verfolgt worden:

- Im Projekt Caritas ist aus den vier rechtlich eigenständigen Caritasverbänden in Hamburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein und auf Bistumsebene ein einziger Caritasverband errichtet worden. Die bis dahin sehr kleinteilige Struktur ist dadurch aufgelöst worden. Aufgaben können jetzt besser verteilt und viele Dienste besser unterstützt werden. Es ist also eine Strukturveränderung, die die Wirksamkeit der Caritasarbeit hier im Norden erhöht.

- Für den Bereich der Kindertagesstätten bieten wir den Pfarreien, die Träger einer Kita sind, an, die Betreiberschaft für ihre Kita zu übernehmen. Dies soll die Pfarrei vor Ort entlasten. Das heißt: Die Pfarrei bleibt Träger der Kita, das Erzbistum übernimmt die personellen, wirtschaftlichen und operationellen Entscheidungen. Bis heute hat die Hälfte der 58 Kitas in Trägerschaft von Pfarreien dieses Angebot angenommen. Inhaltlich haben wir darüber hinaus zum ersten Mal ein Rahmenleitbild für unsere Kindertagesstätten erarbeitet.

Sehr stark beschäftigen wir uns seit über anderthalb Jahren – vor allem in der Stadt Hamburg – mit dem Thema Schulen. Sie alle kennen die Diskussion. Ich möchte kurz darauf eingehen, weil sich am Schulbereich Fragen ablesen lassen, die uns auch in anderen Bereichen des Erzbistums jetzt schon beschäftigen und auch noch beschäftigen werden.

Wir haben uns im Januar 2018 schweren Herzens vor dem Hintergrund unserer finanziellen Situation dazu entscheiden müssen, in Zukunft nicht alle 21 Schulen hier in Hamburg weiterzuführen. 13 Schulen werden wir weiterführen und profiliert weiterentwickeln. Dafür werden wir in den kommenden Jahren mehr als 100 Millionen Euro investieren. Den detaillierten Bau- und Sanierungsplanungen ist ein partizipativer Prozess vorgelagert, der die verschiedenen Bezugsgruppen an den jeweiligen Standorten einbindet. Das sind neben den Lehrern, Schülern und Eltern auch die Vertreter der Pfarreien. Sieben Standortteams sind bereits an der Arbeit.

Sechs Schulen werden auslaufen. Das war eine sehr schwere und schmerzhafte Entscheidung. Ich muss sagen, dass wir dabei die Aufgabe der Partizipation, der Beteiligung der Betroffenen, nicht sehr gut bewältigt haben. Es ist auf der anderen Seite auch eine völlig neue Situation, vor der das Erzbistum steht: Zum ersten Mal in seiner Geschichte wächst es nicht, sondern muss schrumpfen.

Für zwei weitere Schulen – in Barmbek und in Harburg – bemühen wir uns weiter um Menschen, die uns finanziell helfen, diese Schulen weiterzuführen und zukunftsfähig aufzustellen. Als Erzbistum können wir das aus unserem Etat nicht mehr leisten. Deswegen führen wir Gespräche mit potentiellen externen Kooperationspartnern. Und die ersten Gespräche zumindest für eine der beiden Schulen sind vielversprechend.

Ich freue mich, dass es auch vor Ort Initiativen gibt, die mithelfen wollen, Geld für die Weiterführung ihrer Schulen zu sammeln. Das ist ein erstes Beispiel für professionelles Fundraising, das wir künftig stärker bei uns etablieren wollen. Denn wie schon erwähnt: Die Kirchensteuereinnahmen werden unsere wichtigste Finanzierungsquelle bleiben. Aber sie allein werden nicht ausreichen. Wir werden auch professionell zumindest für konkrete Projekte - wie jetzt die Fortführung der beiden Schulen - Spenden einsammeln müssen. Sie werden in den nächsten Tagen die öffentlichen Spendenaufrufe in der Stadt sehen. Ich werde beide Schulen besuchen und bei dieser Kampagne unterstützen.

Wie ich schon sagte, haben wir bei der Sanierung des Schulbereichs nicht immer alles richtig gemacht - aber dadurch auch sehr viel gelernt. Daher wollen wir zum Beispiel bei der Immobilienreform noch stärker auf Beteiligung setzen. Insgesamt ist das Thema eine ebenso große - wenn nicht größere Herausforderung wie der Schulbereich: Wir müssen unseren Immobilienbestand reduzieren.

Um Ihnen zu zeigen, dass wir in puncto Beteiligung gelernt haben, möchte ich dies für den Immobilienbereich etwas detaillierter darstellen.

Zur Strukturierung und Bewältigung dieser großen Herausforderung haben wir eine Steuerungskommission als zentrales Gremium eingesetzt. Sie besteht aus 12 Personen und ist paritätisch mit Mitgliedern der Pfarreien (ein Pfarrer und ein ehrenamtlich engagierter Mensch aus jedem Bistumsteil) sowie sechs Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus unserer Verwaltung besetzt.

In den kommenden Tagen finden in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein Regionalveranstaltungen statt. Sie sollen die breitere Beteiligung der Pfarreien an diesem Reformprozess sicherstellen. Auf den Veranstaltungen werden die von der Steuerungskommission entwickelten Verfahrensschritte und Handlungsoptionen vorgestellt und Feedback im Rahmen der Regionalveranstaltungen sowie im Nachgang in den Pfarreien eingeholt. Die Rückmeldungen aus den Pfarreien sollen in die Gesamtempfehlung der Steuerungskommission einfließen, die dem Generalvikar und mir vorgelegt wird.

Angesichts der wirtschaftlichen Schieflage haben wir immer gesagt: Alle Bereiche des Erzbistums stehen auf dem Prüfstand. Es wäre vor diesem Hintergrund unredlich, einen Bereich oder eine Option von einer solchen Überprüfung auszuklammern. Wir prüfen allerdings sehr genau, was verantwortbar ist. Dieser intensive Prozess läuft seit geraumer Zeit und ist noch nicht abgeschlossen.

Neben den Schulen und dem Immobilienbestand nehmen wir auch unsere Krankenhäuser in den Blick.

Dies soll von mir als Überblick über unsere Situation zunächst reichen.

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