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Predigt

Worte des Erzbischofs beim Statio des Lübecker Kreuzwegs

19. April 2019
Lübecker Kreuzweg

Es gilt das gesprochene Wort!


„Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen. … Heil dir, König der Juden!“, verspotten sie ihn. Diese Szene erinnert mich an einen sehr eindrücklichen Moment in der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Als am Montagabend die Nachricht von der brennenden Kathedrale kam, musste ich unweigerlich an die Dornenkrone Jesu denken. Denn die Dornenkrone wird in Notre-Dame aufbewahrt und verehrt. Vor Jahren habe ich an einem Gottesdienst teilgenommen, bei dem sich die Beter nacheinander unter diese Dornenkrone stellen konnten. Auch wenn es nur ein kurzer Augenblick war, ist er hängen geblieben. Natürlich habe ich keine Folter und Kreuzigung erlebt. Aber in diesem Moment unter der Dornenkrone fühlte ich mich dem Gekreuzigten sehr nah.

„Was die Welt zusammenhält.“ Auch bei diesem Leitwort des heutigen Kreuzweges denke ich an Notre-Dame. Die Nachricht von der brennenden Kathedrale hat viele Menschen bewegt und ein Gefühl der Verbundenheit erzeugt – nicht nur bei Katholiken und nicht nur bei Franzosen, sondern Menschen weit über Konfessions- und Landesgrenzen hinaus. [Die evangelischen Hauptkirchen in Hamburg haben Trauer geläutet…] Es ist nicht das gemütliche Lagerfeuer, das die Menschen verbunden hat, sondern die katastrophal zerstörende Wirkung des Feuers. Natürlich ist dieses gemeinsame Schweigen und Gedenken nur eine Momentaufnahme. Der Alltag stellt sich sehr schnell wieder ein. Aber für mich ist es ein Hinweis darauf, was die Welt zusammenhält. Es ist die Fähigkeit des Menschen zu lieben und mitzufühlen. Was die Welt demgegenüber zerreißt, sind Hass und Gleichgültigkeit. „Ans Kreuz mit ihm!“

Die Liebe hält die Welt zusammen. Die Liebe ist die Energie des Universums, wie der Jesuit und Geologe Teilhard de Chardin schreibt. Die Liebe hält alles zusammen, ja selbst die Elementarteilchen hätten schon eine Neigung zur Vereinigung. Und diese Liebe ist im Letzen nichts anderes als Christus selber. „Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen.“ (Kol 1,16) Christus ist die Liebe, aus der alles kommt und auf die hin alles strebt. Er ist die Liebe, die alles zusammenhält. Das verdichtet sich am Karfreitag noch einmal sehr stark. Dem Hass und der Verurteilung begegnet er mit Annahme und Hingabe. Den Menschen, der von Gott wegrennt in den Tod, holt er zurück ins Leben.
Bei dem Feuer in Notre-Dame ist die Dornenkrone Christi gerettet worden. Sie ist ein Symbol für die sich hingebende Liebe, die die Welt zusammenhält und erlöst. Wenn wir auch an diesem Karfreitag wieder unter dem Kreuz stehen, stehen wir auch unter der Dornenkrone. Sie lädt uns ein, der verbindenden Liebe zu folgen, mit bedingungsloser Liebe die Welt zu verändern.

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