Es gilt das gesprochene Wort!
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitbrüder,
nach der Chrisamsalbung bei der Taufe oder Priesterweihe reinigt sich der Geistliche erst einmal die Hände – meist mit einem Wattebausch. Die Öle, die gleich geweiht werden, man bekommt sie nur schwer ab. Wir können das Öl nicht mal eben wegwischen. Wir kennen das auch von zu Hause. Hat man Öl an den Händen, hilft kein Abtrocknen, sondern nur Seife. Öl haftet.
Was im Alltag manchmal lästig ist, ist bei dem Öl, das wir heute weihen, ein schönes Symbol. Es lässt sich so leicht nicht wegwischen, es will bleiben. Die heiligen Öle sind ein Zeichen gegen das Vergessen, gegen die Gewöhnung und gegen die Abnutzung.
1. Der immerwährende Glanz der Salbung
Wir alle sind in der Taufe mit dem Chrisamöl gesalbt worden. Auch dieses Öl ist selbstverständlich irgendwann eingezogen oder abgewaschen. Aber das Eigentliche der Taufe bleibt, die Zusage Gottes ‚Du bist mein geliebtes Kind‘. In der Taufliturgie heißt es: „Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt; denn du bist Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.“ Diesen Glanz des Chrisams, diese Taufgnade können wir nie verlieren. Deswegen scheut sich auch der Apostel Paulus nicht, die Christen als Heilige zu bezeichnen – obwohl er nur allzu gut um ihre und auch seine eigenen unheiligen Seiten weiß. Durch die Salbung mit dem Öl sind wir alle Könige, Priester und Propheten. Nicht mehr Juden oder Christen, nicht mehr Sklaven oder Freie, nicht mehr Männer oder Frauen. Nicht mehr Herkunft, Lebensstand oder gesellschaftliche Position sind das erste, sondern unsere Würde und Einheit in Christus. Die Salbung in der Firmung bekräftigt die Taufsalbung und befähigt zu einem christlichen Leben.
Auch am Anfang unseres priesterlichen Dienstes steht die Salbung mit dem Chrisam. Der Priester repräsentiert Christus selbst. Von Anfang an gibt es in unserer Kirche diese Christusrepräsentanz. Und es braucht sie immer und immer wieder. Nicht damit es uns Priestern besser geht, sondern um der Menschen willen. Wir dürfen den Christusdienst in der Kirche tun: allen voran die Eucharistie feiern, den Glauben verkünden und in der Diakonie des Alltags umsetzen. Es ist ein erfüllender Dienst. Und ich hoffe und bete, dass es auch in Zukunft Menschen gibt, die sich für diesen Dienst bereithalten.
Am Anfang steht dieser Glanzpunkt, der uns geschenkt wird. Es tut gut, sich an diesen Glanzpunkt zu erinnern und ihn ab und an ein wenig aufzufrischen. Der große Geigenbauer Martin Schleske sagt: „Es ist ein subtile Form des Unglaubens, wenn man sich an das, was man glaubt, gewöhnt hat…. In der Gewöhnung ist die Seele ohne Hoffnung und der Geist ist ohne Fragen“.
2. Das Öl der Freude
Im Stundengebet begegnet uns regelmäßig Psalm 45, 8: „darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit dem Öl der Freude wie keinen deiner Gefährten“. Die Salbung schöpft aus der Fülle Gottes und damit aus der Fülle seiner Freude. Wir tauchen ein in diese umfassende Freude Gottes. Es ist die Freude von Ostern, aus der wir leben. Die Salbung gibt uns Anteil an dieser Freude und sie fordert uns auf, Diener der Freude zu sein, selber die frohe Botschaft weiterzusagen, das Mahl der Freude, die Eucharistie immer wieder zu feiern und das Lob der Freude immer wieder anzustimmen.
3. Die Kraft der Salbung
Auch in schwierigen Situationen oder auf den letzten Metern unserer irdischen Existenz bekommt das Öl in der Krankensalbung noch einmal eine Bedeutung als stärkendes Zeichen.
Die Krankensalbung erinnert uns an die therapeutische Wirkung des Öles. Es ist Balsam für Körper und Seele und Geist, lindernd und heilsam für unsere äußeren und inneren Verletzungen. Christus ist es letztlich, der uns salbt, uns in diesen Situationen beisteht.
Mir macht das – gerade in der Karwoche – noch einmal bewusst: Christus ist nicht Mensch geworden, weil alles in Ordnung ist auf Erden und in unserem Leben oder auch in unserer Kirche– im Gegenteil. Gerade in diesen Situationen macht das Öl deutlich, dass wir im Letzten nicht verloren sind. Der, dem wir nachfolgen, folgt uns nach. Er ist der Arzt oder Apotheker, den wir auf jeden Fall befragen sollten!
Wenn ich an die heilsame Wirkung denke, verbinde ich das gerade in diesen Tagen auch mit der Hoffnung auf Heilung und Linderung vor allem für die Menschen, die durch die Kirche, durch gesalbte Menschen die verletzt wurden!