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Predigt

Predigt zur Diakonweihe von Szymon Nowaczyk

06. April 2019
St. Marien-Dom zu Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

(Schrifttexte: 1 Kor 13, 1-13; Joh 15, 9-17)

Liebe Schwestern und Brüder,
lieber Weihekandidat Szymon Nowaczyk,

wir stehen in einer sehr herausfordernden Zeit. Viele Gläubige aus unseren Gemeinden, aber auch viele Seelsorger berichten mir, dass es zurzeit nicht einfach und angenehm ist, Christ, ja Katholik, zu sein und sich als solcher zu zeigen. Gerade die vielen aufgedeckten Missbrauchsfälle in unserer Kirche, die die sogenannte MHG-Studie an den Tag gebracht hat und die ein persönliches und systemisches Versagen in unserer Kirche deutlich macht, sind Grund für diese Anspannung und Schwierigkeiten, Enttäuschungen, manchmal auch Wut und Frustration. Das kann und darf an niemandem von uns spurlos vorübergehen. Im Gegenteil: Es muss eine aufrüttelnde, eine verändernde Wirkung haben.

In diese Situation sind Sie, lieber Szymon Nowaczyk, als Diakon hineingestellt. Es gehört zur Wirklichkeit als Diakon mitten in dieser Welt und mitten in dieser Zeit.

In der frühen Kirche wurde der Diakon gewöhnlich als das Auge des Bischofs oder sogar Auge Gottes aufgefasst: das Auge nimmt wahr, es sieht – der Diakon verfügt über das Sehen von Menschen und Zusammenhängen. Ein Diakon mit geschlossenen Augen ist ein Widerspruch in sich. Er sollte sie immer wieder aufreißen und hinschauen auf die Sorgen und Nöte der Menschen, gerade der Armen, derer am Rand und derer ganz unten, besonders der Kleinen und derer, die man allzu leicht übersehen kann.
Durch Menschen wie Sie wird das diakonische Profil unserer Kirche gewahrt und lebendig. Sie sehen und handeln.

Lieber Simon Nowaczyk,
Sie stehen nicht nur im Hier und Heute, sondern als Diakon stehen Sie auch im Jetzt Gottes. Der Diakon ist zuallererst ein Mann des Gebetes. Einer, der sich Tag für Tag Zeit nimmt und diese Gott schenkt. Einer, der seine Gegenwart für die Ewigkeit Gottes öffnet, einer, der im Jetzt Gottes stehen kann und dadurch Ruhe und Ausrichtung im Alltag findet. Ich bitte Sie, nehmen Sie dieses Versprechen, das Sie heute ablegen, ein Mann des Gebetes, ein Mann der Innerlichkeit zu werden, sehr ernst. Es geht ja darum, sich der Gegenwart Gottes bewusst zu sein und darin zu verbleiben. Das Stundengebet, aber auch die Bibelmeditation, die Zeit der Anbetung, der Rosenkranz oder welche Formen Sie auch immer finden und wählen werden, all diese Formen sind Hilfe, um in Gottes Gegenwart zu verweilen. Bleiben Sie in dieser Gegenwart, dann bleiben Sie –wie Christus uns im Evangelium bittet- in Gottes Liebe.

Damit sind wir auch bei der Lebenswahl, die Sie heute treffen. Sie versprechen die Ehelosigkeit – um des Himmelreiches Willen, um Gottes Willen. Ihre Entscheidung, ganz in Gottes Gegenwart zu stehen und zu leben, wird in der zölibatären Lebensweise konkret. Sie gewinnt eine leibhaftige Dimension und fordert Sie ganz ein. In Zeiten, wo über den Zölibat diskutiert wird und, wo wir auch über alternative Formen nachdenken dürfen wir auch den Wert dieser Form nicht kleinreden. Hier wird deutlich, dass unser Glaube Hand und Fuß annimmt, dass unser Glaube konkret wird und dass sich dies leibhaftig bei uns, in der Lebensform, auswirkt. Der Zölibat will nicht das Einzelgängertum fördern, er will und soll nicht dazu führen, dass wir verschrobene Gestalten werden. Der Zölibat will das Leben, gerade das geistliche Leben lebendig halten, bei dem, der ihn lebt, und all denen, für die er gelebt wird.

Und deswegen ist die Kombination so wichtig. Die zölibatäre Lebensweise hängt unmittelbar zusammen mit der geistlichen, mit Ihrem ganz konkreten Gebetsleben, mit Ihrem Stehen im Jetzt Gottes und sie hängt zusammen mit der Liebe zu den Menschen, die um Sie herum sind und mit denen Sie zusammen leben. Ich glaube auf diese Art und Weise kann man ein zufriedener, ein ausgeglichener Diakon sein.

Lieber Szymon, ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft gerade in dieser Zeit!

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