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Predigt

Ökumenischer Gottesdienst zu Beginn des CDU-Bundesparteitages

07. Dezember 2018
Hamburger Michel

Liebe Schwestern und Brüder,

viele von Ihnen, gerade die Delegierten, bringen sich immer mit ihrem ganz persönlichen Leben und ihren Kräften ins Spiel des öffentlichen Lebens. Sie nehmen ihre persönliche Verantwortung wahr und sie delegieren sie nicht ins Unverbindliche weg. Das braucht die Gesellschaft und dafür bin ich Ihnen von ganzem Herzen dankbar.

Sie stehen aber nicht nur ganz persönlich da, mit Ihrer je eigenen Verantwortung, sondern als Delegierte sind Sie Menschen, die von anderen gesandt werden, die ein Mandat haben. Sie merken dann oft genug, wie schwierig es ist, sozusagen zwischen allen Seiten stehen zu müssen, z. B. von der Basis etwas dem Parlament zu vermitteln und umgekehrt, Beschlüsse wiederum an die Basis weiterzugeben und dort zu kommunizieren. Da wird man manchmal zerrieben in ganz existentieller Art und Weise.

Vielleicht können Sie sich deswegen auch ganz gut hineinversetzen in diesen Johannes den Täufer, von dem wir gerade im Evangelium gehört haben. Johannes der Täufer ist auch ein Mensch mit einem Mandat. Vielleicht nicht ganz so eines, wie viele von Ihnen tragen. Johannes der Täufer ist ein Delegierter, er ist ein Gesandter. Der heilige Augustinus hat das sehr pointiert in einer Predigt zum Ausdruck gebracht und kommentiert, wenn er sagt: „Johannes ist die Stimme, aber Christus das Wort.“ Man könnte sagen, Johannes ist nur Stimme und eben nicht Wort, aber was wäre das Wort ohne Stimme? Das Wort an sich ohne Stimme würde gar nicht zum Durchbruch kommen. Keiner würde es wahrnehmen, keiner würde es hören. Und eine Stimme ohne Wort, das wäre ein weiteres hohles Wort, von dem wir, weiß Gott, ziemlich viele haben. Beides gehört also zusammen: Stimme und Wort. Johannes als Mandatsträger dieses Wortes, als der Delegierte des Wortes Gottes.

Ich lade Sie ein, dieses Wort immer wieder wahrzunehmen, dieses Wort Gottes. Gönnen Sie sich nicht unbedingt den Luxus, sondern viel mehr das Lebenselixier, als Mitglieder der CDU dieses Wort an sich heranzulassen. Vielleicht hilft da der kluge Rat von Frère Roger aus Taizé: „Es kommt nicht auf die Masse an, sondern eher auf die Intensität.“ Vielleicht jeden Tag ein wenig in diesem Wort, das sich in der Heiligen Schrift verdichtet, lesen und genau das herausnehmen, was Sie in Ihrer konkreten Situation anspricht und angeht. Sozusagen Gottes Wort für Sie persönlich im Hier und im Jetzt. Denn dieses Wort ist nicht nur allgemeine Botschaft, die mit großen Lautsprechern durch die Welt posaunt würde, sondern es ist eine persönliche, eine konkrete Botschaft Gottes an jeden Einzelnen von uns.

Und hören Sie auf dieses Wort, das weiter verbreitet und weiter gesprochen wird durch Menschen. Hören Sie auf dieses Wort mitten im Alltag des Lebens, auf das Wort der ganz Kleinen, der Schwachen, derer, die kein Dach über dem Kopf haben und auf dem Weg sind, auf die Menschen auf der Flucht und Migration, besonders auf die, die Schleusern und Menschenhändlern zum Opfer fallen. Und hören Sie auf das Wort, das aus dem Leben von Menschen herausspricht gerade am Ende in Alter und Krankheit und in den großen Herausforderungen des Lebens, wenn die Kräfte des Menschen schwinden.

Viele Ihrer Vorhaben spiegeln wider, dass Sie auf diese Stimme hören. Aber oft ist es schwierig, in den vielen Stimmen dieser Zeit die konkrete Stimme herauszuhören. Seien Sie als Politikerin oder Politiker zuallererst immer Hörende.

Und schließlich hören wir auf die Stimme der Schöpfung, von der ich manchmal den Eindruck habe, dass Sie uns anwimmert und sie dann fleht, dass wir auf sie hören. Der heilige Franz von Assisi war ein Mensch, der mit der Schöpfung auf Du und Du lebte. Und deswegen konnte er vom Bruder Mond oder der Schwester Wasser und von der Erde überhaupt als einem Geschwisterkind reden und denken. Hören wir auf diese Schöpfung, die wie ein Geschwisterkind uns immer wieder ansprechen möchte und gewinnen möchte.

Liebe Schwestern und Brüder,

der Heilige Johannes der Täufer ging nicht auf die Plätze und der Märkte der Stadt, sondern rief seine Zuhörer heraus in die Wüste. Offenbar hat er selber genau dort gelebt. Vielleicht brauchen wir manchmal solche Wüstenzeiten, Zeiten, in der wir auf die Stille lauschen. Das kann man nur, wenn man so eine kleine Wüste um sich hat. Das brauche ich, das brauchen Sie. Der Advent bietet uns dazu Gelegenheit. Wenn wir dann gehört haben und uns eingehört haben, dann können wir still werden sein für das Wort. Ich bitte Sie, seien Sie als Politikerin und Politiker große Hörerinnen und Hörer und dann Stimme für das Wort wie Johannes. Die klare und eindeutige Stimme für Gottes Wort braucht gerade unsere Zeit.!

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