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Predigt

Predigt zum Christ König Sonntag und zum Gedenktag an Niels Stensen

25. November 2018
Propsteikirche St. Anna / Schwerin

Es gilt das gesprochene Wort!


Liebe Schwestern und Brüder,

in den vergangenen Tagen bin ich auf ganz verschiedene Art und Weise mit dem Thema König und Macht in Berührung gekommen.

Ich denke zurück an die Visitation in Lübeck Anfang des Monats, bei der ich u.a. auch die Kindertagesstätten besucht habe. Hier begegneten mir Kinder, denen es eine Freude war, in königlichen Gewändern zu spielen und wie ein König oder eine Prinzessin daher zu stolzieren. Ich denke an den kleinen Jungen, der just am Tag des Besuches seinen Geburtstag feiern konnte und wie auf einem kleinen Thron in der Runde seiner Gruppe saß und dabei natürlich eine Geburtstagskrone auf dem Kopf trug.

Ganz anders sind die Erfahrungen, die ich in den letzten Tagen bei der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in Bad Godesberg machen konnte. Hier wurde über den Missbrauch in unserer katholischen Kirche diskutiert, in aller Schärfe und aller Offenheit. Es ist in unseren eigenen Reihen in den letzten Jahrzehnten – so das Ergebnis der MHG-Studie – zu Miss-brauch gekommen, zu Gewalt und Machtmissbrauch, aber auch in großem Maße zu sexuellem Missbrauch vor allen Dingen an Kindern und Jugendlichen. Wir haben miteinander über Maßnahmen diskutiert, um darauf zu reagieren, um vorzubeugen, um Kinder und Jugendliche zu schützen und den Betroffenen zu helfen. Da ist noch viel zu tun. Nach meinem Dafürhalten sind wir gerade erst am Anfang. Wer meint, wir würden es mit ein paar Maßnahmen lösen können, der irrt. Ich gehe davon aus, dass diese Aufgabe mich in meinen 20 /25 Jahren, die ich, so Gott will, als Erzbischof von Hamburg tätig sein darf, ganz und gar einfordern werden. Es ist eine Daueraufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Deswegen können wir das Thema nicht wegdrücken, sondern müssen uns stellen und in unserer Kirche Räume schaffen, in denen wir darüber sprechen können, ja lernen, anfangen darüber zu sprechen.

Gott sei Dank liefert uns der heutige Christ König Sonntag ein Evangelium, das eine ganz andere Sprache spricht. Es ist ein Abschnitt aus den Passionsberichten. Hier geht es nicht um einen König auf einem glanzvollen Thron mit Garnisonen in Saus und Braus, sondern hier steht Christus vor Pilatus. Pontius Pilatus stellt ihm die Frage: „Bist du nun ein König oder nicht?“ Jesu Antwort ist unmissverständlich: „Ja, ich bin ein König.“

Aber dieser König gleicht so gar nicht den Königen und Prinzessinnen, die wir vor Augen haben o-der in den Illustrierten wiederfinden. Dieser König steht mit einer Dornenkrone da, mit gefesselten Händen, alles andere als machtvoll. Dieser König hält keine schallenden Reden, sondern ist eher schweigsam, still und sagt ein paar wesentliche klare Sätze. Dieser König steht da. Er lässt sich nicht in die Knie zwingen, sondern steht aufrecht. Wahrscheinlich wird sich Pilatus in seinen Thron gefläzt haben. Jesus aber steht aufrecht ihm gegenüber. Das ist für mich ein Zeichen seiner Würde und seiner Geradlinigkeit.

Liebe Schwestern und Brüder, in unserer Propsteikirche Herz Jesu in Lübeck ist diese Szene in einer Bronze von Hans Dinnendahl dargestellt. Aber der Künstler hat noch eine Figur hinzugefügt. Gleich hinter Christus im Rücken steht noch ein Weiterer, einer von dem man sagt, er habe die Gesichtszüge, eines der Lübecker Märtyrer. Dieser Mensch könnte auch die Gesichtszüge des seligen Niels Stensen haben, dessen Gedächtnis wir hier heute in Schwerin feiern. Da könnte auch ein Platz für uns sein. Alle unsere Seligen und Heiligen und wir mit ihnen stehen in den Fußstapfen Jesu. Wir sollten uns nicht zu sehr an den Thron des Pilatus heranschleichen und zu seinen Thronassistenten werden. Unser Platz ist hinter dem Christ König Jesus. Und das ist der König in der Passion und der König am Kreuz. Vielleicht lehren uns die jetzigen Ereignisse dort immer mehr hinzufinden. Amen.

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