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Predigt

Predigt zur Sendungsfeier der neuen Pastoralreferenten

22. September 2018
St. Marien-Dom/ Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort

Lesungstexte: 2 Tim 4,1-5; Ev: Mk 16,14a15-20


Liebe Schwestern und Brüder,

eigentlich müsste ich heute gar nicht predigen. Wir haben gerade den Auftrag Jesu aus dem Markusevangelium gehört: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ Das ist ein sehr klarer Auftrag, an dem es höchstens zu deuteln gibt, wie wir ihn angehen. Aber auch das Wie ist schon beantwortet: Wir sind hier zusammengekommen, um drei junge Menschen für diesen Dienst zu beauftragen. Dass Sie, Frau Altendorf, Herr Dr. Anbergen und Herr Dr. Bender, heute hier sind, ist sozusagen die Fleisch gewordene Predigt zu diesem Evangelium. Heute werden drei Menschen ausgesandt, das Evangelium zu verkünden. Sehr sinnfällig wird das, wenn ich Ihnen gleich das Evangeliar überreiche.

Natürlich können wir fragen, warum müssen wir Christen eigentlich in die ganze Welt hinausgehen? Leben wir nicht in der Welt? Unser St.-Marien-Dom hier ist doch keine katholische Insel? Christen gibt es auf der ganzen Welt, in jedem Land. Was heißt also hinausgehen? Ich glaube, heute in die ganze Welt hinaus zu gehen heißt, sich auf das ganze Leben der Menschen einzulassen. Sich auf die Vielfalt des Lebens einzulassen mit seinen grandiosen Höhenflügen und seinen tiefsten Abgründen – bis zu den existentiellen Rändern, von denen Papst Franziskus immer wieder spricht und auf die er unermüdlich hinweist. Sie, liebe Pastoralreferenten, machen ja nicht irgendeinen Job, machen nicht irgendwelche Angebote, sitzen nicht nur in Besprechungen – all das ist es vielleicht auch. Aber zu allererst lassen sich in den Dienst nehmen, von Christus zu den Menschen senden und wie er in die existenziellen Fragen des Menschen hineinnehmen.

Ich bin dankbar, dass wir in unserer Kirche hauptamtliche „Laien“ im pastoralen Dienst haben. So sehr ich persönlich von meinem Weg als zölibatär lebender Priester überzeugt bin, halte ich in der gleichen Weise Ihren Lebensstand in der Seelsorge für notwendig. Sie sind als Christen andere Ansprechpartner als Priester und Diakone. Ihr Dienst ruht auf dem Apostolat der Laien, das in Taufe und Firmung grundgelegt ist und eigene Charismen umfasst. Sie sind mit oder ohne Familie ganz in der Welt, ganz im Leben vieler Menschen. Sie kennen die Spannung und das Austarieren zwischen Beruf und Familie. Sie kennen die Frage, was tun, wenn die Kinder krank sind, wenn Betreuung ausfällt und so weiter. Und sie wissen eben auch, was es heißt, in all dem Alltäglichen des Lebens als Christen den Glauben zu finden, ja gerade den Alltag als Ort des Glaubens wahrzunehmen.

Verkündigung ist keine Sache allein für Hauptberufliche. Das Leben von jede und jedem, unsere Erfahrungen sind Orte des Glaubens, sind Ausgangspunkte für Glaube. Von Franz von Assisi stammt die Aufforderung: „Verkünde das Evangelium. Wenn nötig, nimm Worte dazu.“ Leben und Glauben sind keine Gegensätze, sondern der Alltag ist der Ort der Gotteserkenntnis und des Gottesdienstes. Christus selber ist es, der in die ganze Welt hinausgegangen ist. Er ist Fleisch geworden und hat das ganze Leben des Menschen angenommen mit jeder Faser, hat sich unsere Existenz zu Eigen gemacht. Jeden Höhepunkt und jeden Tiefpunkt durchleben wir mit und in ihm. In diese Dynamik sind wir als Christen, sind Sie als Pastoralreferenten hineingenommen. Und diese Dynamik kann und wird auf andere ausstrahlen.

Liebe Schwestern und Brüder,

Verkündigung ist keine Einbahnstraße. Verkündigung ist immer ein Beziehungsgeschehen – ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch und Mensch und Mensch. Vor kurzem berichtete die Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ von einem Ordensmann, der den polnischen Priester und Philosophen Józef Tischner im Krankenhaus besucht hat, in dem dieser wegen einer schweren Kehlkopferkrankung lag. Der Ordensmann stellt Tischner die Frage: „Wie leben?“ Der schwerkranke Philosoph entgegnet ihm: Nicht „Wie?“, sondern „Mit wem?“. Nicht das Wie ist wichtig, sondern das Wer bzw. Mit wem. Das gilt im hohen Maße auch für die Verkündigung. Das persönliche Glaubensleben ist wichtig – und ich bitte Sie, liebe Pastoralreferenten, das in Ihrem Dienst nicht zu verlieren. Auch eine gute Ausbildung und Weiterbildung sind wichtig. Mit ihrem Studium und der anschließende Berufseinführung sind sie sehr gut auf ihren Dienst vorbereitet. Aber das entscheidende ist jetzt, das nicht isoliert für sich zu leben, sondern mit den Menschen. Mit den Menschen den Glauben zu leben, das kann vieles vereinfachen, das kann aber auch immer wieder zur Anfrage werden. Nur ein angefragter Glaube ist ein reifer Glaube. Ich bin dankbar, dass wir diese Perspektive auch in unserem Pastoralen Orientierungsrahmen verankert haben: „Als Kirche mitten in der Welt hören, entdecken und lernen wir. Wir hören, was Menschen bewegt. Mit ihnen suchen wir nach Spuren der Präsenz Gottes. Wir lernen gemeinsam mit ihnen, das Evangelium der Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit Gottes zu leben.“

Mit wem gehen wir? Mit wem gehen Sie? Liebe Frau Altendorf, lieber Herr Dr. Anbergen und Herr Dr. Bender, die heutige Sendungsfeier bekräftigt auch noch einmal das, was in der Taufe und der Firmung grundgelegt wurde: Gott geht mit Ihnen! Er nimmt Sie in den Dienst und darum will er sich auch für Sie in den Dienst nehmen lassen.

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