Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich begrüße Sie herzlich zu unserem diesjährigen Medienempfang.
Ich freue mich, dass Pater Hagenkord den Weg aus Rom geschafft hat, vor Jahren hatte ein Streik der Alitalia ihren Besuch verhindert, heute sind Sie da, wir freuen uns auf die Neuigkeiten aus Rom. Die Medienarbeit wurde umgebaut und auch sonst ist viel los im Vatikan. Ich bin gespannt, was Sie uns berichten können.
Im letzten Jahr hat uns ein mächtiger Sturm hier fast vom Dach gefegt. Heute können Sie hoffentlich ungestört und angeregt miteinander und mit mir in Kontakt kommen.
Themen gibt es viele. Die römischen Themen habe ich angedeutet. Auch in Hamburg und im Erzbistum haben wir für Schlagzeilen gesorgt. Ich danke Ihnen ausdrücklich, dass Sie unsere Entscheidungen so intensiv in Ihrer Berichterstattung begleitet haben, kritisch begleitet haben.
Wie Mitte Januar bekannt gegeben, stehen wir vor einem großen bilanziellen Schuldenberg. Den wollen und können wir nicht den nächsten Generationen überlassen. Das wäre unfair. Die Experten sagen uns, dass wir dies bewältigen können, wenn wir jetzt entscheidend handeln. Deshalb müssen wir auch weiterhin manch schmerzliche Entscheidung treffen.
Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass das Erzbistum Hamburg nicht nur aus Hamburg besteht, sondern auch noch Schleswig-Holstein und Mecklenburg umfasst.
Wir werden also einen Ausgleich schaffen, der alle Bereiche umfasst. So schwer das für manche auch zu verstehen ist.
In der Frage der Schulen in Hamburg ist es mir wichtig, dass wir die Entscheidung, die wir bald zu den drei Moratoriumsschulen treffen werden, mit den Gremien besprechen. Es bleibt für mich aber dabei, dass wir im Rahmen unserer Erneuerung 13 Schulen gut ertüchtigen können, um auch in Zukunft gute Schulen anbieten zu können. Bei den drei anderen brauchen wir finanzielle Unterstützung.
Den Weg der Sanierung und Erneuerung müssen wir weitergehen. Und ich möchte betonen, dass wir mit dem Schulthema in Mecklenburg und Hamburg die größten Brocken sofort angegangen sind. Mit dem neuen Wirtschaftsrat, der sich in der nächsten Woche konstituieren wird, haben wir eine Beteiligung von Vertretern aus allen Pfarreien und Pastoralen Räumen am Tisch. Er ist damit zugleich ein Forum, die Interessen der drei Regionen und der vielfältigen Formen kirchlichen Lebens auszutarieren. Dieses Austarieren soll nicht im luftleeren Raum geschehen. Im Februar werden wir bei einem Bistumstag über die pastoralen Kriterien entscheiden, die für die Aufstellung unseres Wirtschaftsplans ab 2020 wichtig sind. Die Leitfrage ist immer: Was ist für uns als katholische Kirche im Norden im Rahmen unserer Möglichkeiten heute dran?
In der nächsten Woche bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz werden wir über die Ergebnisse der Studie zum sexuellen Missbrauch beraten, die wir als Bischöfe in Auftrag gegeben haben. Ich kenne die ganze Studie noch nicht. Die ersten Zahlen lassen mich aber schon erahnen, was wir als Bischöfe mit Scham und Trauer wahrnehmen müssen: Es hat sehr viele Betroffene gegeben, Priester waren Täter, sie sind manchmal einfach versetzt, ihre Untaten vertuscht worden. Hier haben kirchliche Verantwortliche auf allen Ebenen Schuld auf sich geladen und den Betroffenen dadurch zusätzlich Leid zugefügt. Ich hoffe, dass wir in der Vollversammlung zu einschneidenden und verbindlichen Entscheidungen kommen, die gemeinsam mitgetragen werden. Ein „Weiter so“ kann es nicht geben. Vorschnelle Versprechungen helfen aber auch nicht weiter. Das war nicht die Absicht, als wir die Studie in Auftrag gegeben haben. Zurückreichend bis 1945 wurden Personalakten durchleuchtet, um belastbare Zahlen aus dem Hellfeld zu haben und genauer zu erfahren, ob es strukturelle und systemische Ursachen beim Missbrauch gegeben hat. Ohne Einzelheiten zu kennen, werden wir uns Gedanken machen müssen über Fragen von Macht und Hierarchie, über die Sexualethik, über strengste Auswahlkriterien in unseren Seminaren sowie über unsere Verfahren. Seit 2010 steht das Thema Kinder- und Jugendschutz oben auf der Tagesordnung. Im Erzbistum gibt es daher eine intensive Präventionsarbeit durch die Schulung vieler tausend kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Das Gespräch mit Betroffenen findet statt, auch ich persönlich führe Gespräche. In Neubrandenburg hatten wir einen besonders schweren Fall von Missbrauch in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor den Sommerferien war ich bei einer Gemeindeversammlung dort. Ich habe angekündigt, dass wir externe Experten mit einer Aufarbeitung beauftragen werden.
Nun lenke ich den Blick auf Pater Bernd Hagenkord, er ist Jesuit und einer der drei Chefs von Vatikan News, worin ja das alterwürdige Radio Vatikan aufgegangen ist:
Drei weltkirchliche Versammlungen stehen an, die Papst Franziskus angeregt hat, die ihm am Herzen liegen:
Die Jugendsynode im Herbst, das Treffen der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zum Thema Missbrauch im Februar und im Herbst 2019 die Amazonas-Synode. Die Erwartungen an die Beratungen und die Reform der Kurie sind hoch.
Ich freue mich, dass wir Sie heute hier als Redner haben:
Was ist los ist Rom, lieber Pater Hagenkord?