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Predigt

Predigt zur Gründung des neuen Diözesancaritasverbandes

08. September 2018
Kath. Kirche St. Andreas Schwerin

Es gilt das gesprochene Wort


Liebe Schwestern und Brüder,
sehr geehrte Damen und Herren,

wir feiern heute Mariä Geburt, den Geburtstag von Maria, der Mutter Jesu. Es gibt vermutlich kaum katholischere Feiertage als Marienfeste. Deswegen passt der heutige Feiertag zum heutigen Festakt: Es gibt kaum etwas Katholischeres als die Caritas. Damit meine ich nicht, dass es Caritas, dass es tätige Nächstenliebe nur auf katholisch gäbe. Im Gegenteil: Katholische Kirche gibt es nur mit Caritas, nie ohne. Die Kirche ist nicht nur – etwas salopp sagt – für den Kontakt zwischen Gott und Mensch zuständig, sondern auch für den von Mensch zu Mensch. Jesus hat in seinen Verkündigung immer wieder deutlich gemacht, Gottesdienst ohne Dienst am Nächsten kann es nicht geben. Gottesliebe und Nächstenliebe sind zwei Seiten derselben Medaille. Deshalb ist der Diözesancaritasverband ja auch nichts völlig neues. 1861 begann die Geschichte der verfassten Caritas im Norden mit der Gründung eines Waisenhauses im Hamburger Viertel St. Georg. Die damalige Kapelle des Waisenhauses ist der Ursprung unserer heutigen Domkirche. Weitere Gründungen folgten in Schleswig-Holstein und 1946 schließlich auch in Mecklenburg.

Ich möchte mit meinem Hinweis auf Maria keine ökumenischen Untiefen beschreiten. Aber ich bin überzeugt, dass das heutige Marienfest aus einem zweiten Grund gut zu unserem Anlass passt. Maria, so wie sie im Neuen Testament in Erscheinung tritt, ist ein sprechendes Bild für unsere Caritas. Sie ist eine unbekannte Frau in einem kleinen Dorf am Rande des römischen Reiches. Aber genau sie bringt den Sohn Gottes zur Welt. Das wirklich bedeutende geschieht nicht immer auf der großen Bühne – vermutlich sogar sehr selten. Nachdem Maria mit Jesus schwanger geworden ist und merkt, welche Wunder Gott an ihr vollbringt, singt sie: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter. … Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lk 1,46f,52f). An Maria wird deutlich, dass Gott auf der Seite der Menschen steht, die am Rand sind, an der Seite der Namenlosen und Hilfsbedürftigen.

Als Priester bin ich verpflichtet, dieses Gebet von Maria jeden Abend zu beten. Dieses Gebet erinnert uns jeden Abend daran, dass es die Kirche wie Gott halten muss; dass auch die Kirche genau auf der Seite stehen muss, auf der auch Gott steht: auf der Seite der Benachteiligten. Die Kirche muss Hilfe sein für die Suchenden und Anwältin für die Stimmlosen. Das ist zum einen meine persönliche Aufgabe als Christ. Caritas ist das persönliche Engagement, die persönliche Hinwendung zum Nächsten. Das ist aber auch Aufgabe der ganzen Kirche. Deswegen bin ich sehr dankbar, dass wir Sie, die verbandliche Caritas haben. Mit Ihnen wirken wir verbindlich und professionell, mit und für die Menschen – und nicht zuletzt in die Gesellschaft und Politik hinein. Beide Dimensionen – das persönliche und das verbandliche, das ehrenamtliche und hauptamtliche Engagement – schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, sie gehören zutiefst zusammen.

Vor kurzem hat ein Kunsthistoriker gesagt: „Die Welt wird nicht durch die Erledigung des Notwendigen gestaltet, sondern durch das Mehr über das Notwendige hinaus.“ Das gilt nicht nur für die Kunst. Ich bin der Überzeugung, Ihr Engagement in der Caritas ist nicht einfach nur ein Job, eine Dienstleistung, nicht einfach nur Hilfe oder Beratung. Die konkrete Zuwendung zum Menschen macht immer auch deutlich: „Du hast Würde!“. „Mein Beruf ist, die Würde des Menschen zu pflegen.“ hat es eine Pflegerin Ihrer evangelischen Schwesterorganisation, der Diakonie, auf den Punkt gebracht.

Liebe Schwestern und Brüder, Maria war nicht allein. Sie hatte Josef an ihrer Seite. Josef, der Vater Jesu, sagt in der ganzen Bibel kein einziges Wort. Wir wissen auch sonst fast nichts über ihn. Er gehörte nicht zur Oberschicht, war nicht reich und hatte keine gesellschaftlich bedeutende Stellung. Und wie schon Maria ist er auserwählt, der „Ziehvater Jesu“ zu sein. Wir haben es gerade in Evangelium gehört: Ein Engel erscheint ihm im Traum und sagt ihm: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet ist vom Heiligen Geist.“ (Mt 1,20) Josef bietet Jesus ein Zuhause und lehrt ihm vermutlich seinen Beruf. Auch wie Josef ist die Caritas: Menschen vorbehaltlos annehmen und lehren. Lehren aber nicht die Menschen, sondern die Kirche! Sie sind gewissermaßen das Auge der Kirche für die Nöte der Menschen heute. In unserem Pastoralen Orientierungsrahmen haben wir uns als Erzbistum verpflichtet, menschennah, aufsuchend und solidarisch zu sein. Bei Ihnen können wir als ganzes Erzbistum lernen, wie das geht.

Maria und Josef sind bei allem verbindenden sehr unterschiedlich – wie auch die vier ehemaligen Caritasverbände. Aber zusammen ergänzen sie sich und ziehen den Sohn Gottes groß! Das ist mein Wunsch heute an den neuen Diözesancaritasverband, dass Sie zusammenwachsen und gemeinsam weiter wachsen. Ich möchte Sie ermutigen, weiter nah bei den Menschen zu sein, sich immer neu in den Dienst nehmen lassen, wo sie gebraucht werden. Und ich möchte vor allem noch eines sagen: Vielen, vielen Dank!

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