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Predigt

Predigt zur Bischofsweihe von Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ

01. September 2018
Dom zu Hildesheim

Es gilt das gesprochene Wort!

(1 Sam 3,1-10; 2 Kor 1,18-24; Mt 11,25-30)


Liebe Schwestern und Brüder!
Lieber Bischof Heiner!

Samuel war offenbar kein Emsländer. Wir haben von ihm gerade in der ersten Lesung gehört. Er wird nachts gerufen und antwortet direkt: Ja, hier bin ich. Und sofort rennt er los. Für einen Emsländer wie dich, lieber Heiner, unvorstellbar – spricht der Volksmund euch neben Bodenständigkeit und Trinkfestigkeit doch eine gute Portion Sturheit zu. So hast du nach deiner Wahl zum Bischof auch erst einmal dem Papst gemailt, was du tun sollst. Schließlich hast du Ja gesagt. Viel-leicht gehört auch dieses Vertrauen in den Weg der Kirche zu deiner emsländischen Herkunft.

Liebe Schwestern und Brüder,

ich glaube, ich spreche für uns alle, wenn ich sage: Danke, dass du Ja gesagt hast. Danke, dass wir heute deine Weihe und Einführung als Bischof von Hildesheim feiern dürfen. Es ist spannend, aber auch herausfordernd, heute Bischof zu sein. Viele Aufgaben warten auf dich: Hirte sein in der Diaspora, in einem großen Flächenbistum, mutig und visionär sein angesichts knapper Finanzen, klar und bestimmt sein in der Aufklärung und der Bekämpfung sexuellen Missbrauchs, Menschen Mut und Halt zu vermitteln in Zeiten großer Unsicherheiten und auch von Ausschreitungen, wie uns gerade die vergangenen Tage in beschämender Weise zeigen. Auch zu all diesen konkreten Herausforderungen gibst du heute dein Ja.

Liebe Mitchristen, die Lesungen des heutigen Tages bleiben nicht beim Ja des Samuel, beim Ja der Menschen stehen. „In Ihm ist da Ja verwirklicht.“ (2 Kor 1,19) In Ihm, das heißt in Jesus Christus, ist das Ja Wirklichkeit geworden. Paulus setzt Jesus Christus und dieses Ja in eins: Er, Jesus Christus, ist das Ja. Jesus Christus gibt uns nicht nur sein Jawort oder sein Ehrenwort, sondern er ist es in Person. Er selber ist das große, ganze und klare Ja. Eben kein Nein und auch nicht ein Jein. Das Bedeutende unseres christlichen Glaubens besteht darin, dass Gott diese Welt nicht verneint, dass er ihr gegenüber nicht indifferent und gleichgültig bleibt, oder auch nur hin- und hergerissen. Wir Christen glauben an einen Gott, der ein ganzes Ja zu seiner Schöpfung und zum Menschen sagt – sogar wenn sie sich von ihm entfernen.

Wir sind feierlich in den Dom eingezogen und am Portal durch die altehrwürdige Bernwardstür gegangen. Dieses wunderbare Kunstwerk erinnert uns an das Ja Gottes zur Welt, zur Schöpfung, zum Menschen, zur Kirche, zu uns. Es erinnert uns freilich auch an den Menschen, der zu Gott nein sagt. Adam und Eva, die Prototypen der Menschheit, trennen sich von Gott. Die ersten Menschen sind nicht zufrieden mit ihrem Menschsein im Paradies. Sie wollen sein wie Gott, was Menschen aber nie sein können. Dennoch lässt Gott die Menschheit nicht fallen. Er holt sie in Christus zurück und bringt sie sich selber näher. Die Mission Jesu Christi besteht darin, dass Nein der Menschen umzuleben in ein einziges, wirkmächtiges Ja.

Lieber Bischof Heiner, du wirst noch sehr häufig durch das Bernwardsportal in den Hildesheimer Dom einziehen dürfen. Sei dir dann immer bewusst, in welchem großen Horizont und in welchem großartigen Rahmen dein bischöflicher Dienst und deine ganze Diözese stehen. Sie stehen unter dem Jawort Gottes zu allen Menschen, das Christus gelebt hat, von der Geburt bis zum Tod am Kreuz und darüber hinaus. Du selber bist zu allererst von Gott bejaht.

In diese großartige Geschichte trittst du nun besonders ein. Die vielen Stationen deines Lebens – das Emsland, Freiburg, Paris, Rom, Toronto, New York, Bonn – sie bekommen eine neue Station: Hildesheim und das Bistum Hildesheim mit seiner weiten Ausdehnung zwischen Cuxhaven und dem Harz, mit seiner langen Geschichte von Kaiser Ludwig dem Frommen bis Bischof Norbert. Denke bei deinem Dienst immer daran: Nicht nur das Domkapitel hat dich gewählt und zu dir ja gesagt. Nicht nur der Heilige Vater hat dich ernannt, sondern der Horizont ist viel größer. Gott sagt zu dir ja. Gott sagt zu dir ein ganzes Ja als Bischof von Hildesheim.

Liebe Mitchristen, weil das Ja Gottes der Ausgangspukt aller unserer Tätigkeiten und Aktionen ist, ist es wichtig, dass wir heute feiern. Bischof Heiner ist vor ein paar Monaten gewählt und ernannt worden. Seitdem hat er sich vorgestellt, ist mit Jugendlichen gepilgert und hat sich vertraut gemacht mit seinem neuen Bistum und seiner neuen Aufgabe. Aber der Beginn deines Dienstes geschieht nicht, indem du, lieber Heiner, in einem Zimmer des Generalvikariates einen Vertrag unterschreibst. Der Bischof und alle anderen Amtsträger der Kirche sind nicht Verwaltungsdirektoren einer NGO, nicht Präsidenten einer Bewegung oder Manager eines Religionskonzernes, vor allem und zuerst sind sie Zeugen des Evangeliums, ja Zeugen des gekreuzigten und auferstandenen Christus! Die Apostel bezeugen gerade die Identität des Jesus, der am Kreuz gestorben ist, mit dem auferstandenen Christus, der sich ihnen immer wieder gezeigt hat. Dafür haben sie ihr Leben eingesetzt und sogar verschenkt. Dafür stehen die Apostel, dafür stehen die Bischöfe. Deswegen beginnt dein Dienst hier und heute mit einem Fest, dem Fest des liebevollen Sterbens und der glorreichen Auferstehung Jesu, die wir in der Hl. Messe begehen. Und deswegen bildet die Eucharistie immer den unhintergehbaren Beginn all unseres kirchlichen Tuns.

Lieber Heiner, diese Eucharistie ist verbunden mit deiner Bischofsweihe. Gleich wirst du nach den Fragen der Bereitschaft hier vor dem Altar auf dem Boden liegen: ausgestreckt, flach und ohne weichen Teppich. Ein erwachsener Mann gibt sich diese Blöße. Vielleicht wird in diesem Gestus am ehesten deutlich, was der heilige Paulus einmal so ausdrückte: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Ja, wir dürfen uns vor Gott diese Blöße geben. Wir müssen nicht den starken Mann markieren. Im Gegenteil: Diese Situation ist Gottes große Chance, dein Leben ganz anzunehmen, es zu verwandeln, es zu prägen. Es ist seine große Chance, von nun an ganz in deinen Worten, ganz in deinen Taten, ganz in deinem Leib, ganz in deinem Leben präsent zu sein. Der eine Hirt der Kirche nimmt sich Heiner Wilmer, um ihn so zu prägen, dass er in seinem Sinne Hirte des Bistums Hildesheim sein kann.

Die Insignien des Bischofs drücken das aus. Die Mitra, die deinen Kopf bedeckt, soll all dein Denken im Denken Christi beheimatet wissen. Der Bischofsstab, den du tragen wirst, ist nach oben geöffnet mit drei Zungen. Er erinnert an die Dreifaltigkeit und soll dich erinnern, den ‚Draht‘ zu ihr, gleichsam den Draht nach oben zu halten. Und das Kreuz, das du trägst, gleicht dem Symbol der Herz-Jesu-Priester, deren Mitglied du seit dem 19. Lebensjahr bist. Es ist ein Kreuz mit einem Herz. Das Herz Jesu soll dein Herz prägen und verwandeln. In der Herz-Jesu-Litanei beten wir: „Bilde unser Herz nach deinem Herzen“. Die Bischofsweihe will dich ganz umbilden, ganz prägen, ganz wandeln in das Urbild des Bischofs, in Jesus Christus. Sei ein Bischof nach seinem Herzen. Wie du bisher ein Herz-Jesu-Priester warst werde ab heute ein Herz-Jesu-Bischof, der das Herz am rechten Fleck hat – für Gott und die Menschen.

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