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Vom doppelten Diamanten und Spaß bei der Arbeit

Einblicke in die Arbeit des Teilprojekts "Ermutigung zum Engagement"

Veröffentlicht am: 10. März 2025
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Aufgabe des SeSam-Teilprojekts „Ermutigung zum Engagement“ ist es, unter anderem Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für Engagement zu definieren. Mitglieder des Teilprojekt – Haupt- und Ehrenamt aus Verwaltung, Pfarreien und Caritas – trafen sich zu einem Workshop, um mit der Methode des „Design Thinking“ neue Perspektiven für ihr Konzept zu entwickeln.

In ihrem Gastbeitrag berichten die Projektleitungen Kristina Büchle und Dirk Kaehler vom Workshop.

Wir haben Probleme.

Und das ist gut so. Das ist so wertvoll wie ein Diamant. Probleme und Unzufriedenheiten weisen uns auf das hin, was noch besser werden kann, wo sich Möglichkeitsräume auftun können, wo Veränderungsenergie entdeckt werden kann.
Diese – für manche vielleicht überraschende – Sichtweise ist Grundlage der Methode „Design Thinking“, die insbesondere bei komplexen Problemen hilfreich ist. Einfache Probleme haben meist auch einfache Lösungen. Wenn es denn einfach wäre, dann bräuchten wir SeSam nicht und auch nicht alle anderen Gespräche, Tagesordnungspunkte oder Fortbildungen, die sich mit der Zukunftsfähigkeit von Kirche beschäftigen. Unsere Situation im Erzbistum Hamburg und überhaupt kirchlich und gesellschaftlich ist komplex.
In unserem Workshoptag „Design Thinking“ im Februar in Wilhelmsburg mit dem Thema „Ermutigung zum Engagement“ hören wir dazu auch emotionale Stimmen:

„Ich bin frustriert, weil ich in meinem Engagement von unserer Kirche ausgebremst und begrenzt werde, weil Bürokratie wichtiger ist als Pragmatismus.“ „Ich bin wütend, weil einzelne Hauptamtliche uns vorschreiben, was wir tun sollen und was nicht.“ „Ich bin ohnmächtig, weil ich mir wünsche, dass unsere Gemeinschaft lebendig bleibt, wir aber nicht wissen, wie wir wieder neu mit Menschen in Kontakt kommen können.“

Bewusst haben wir uns Zeit genommen uns in den Problemraum zu begeben, um genau zu erfassen, welche Themen Teil unseres Problems sind. 14 ganz unterschiedliche Menschen. Engagierte aus Pfarreien oder Verbänden, Hauptamtliche auf Pfarrei-Ebene oder überregionaler Zuordnung, alle mit einem großen Herz für das Thema Engagement in Kirche.

Der Doppeldiamant

Das Überraschende: Überall dort, wo jemand symbolisch mit einer Kerze einen Frustmoment abgeladen hat, konnte irgendjemand anderes eine Geschichte erzählen, wo sich schon einmal etwas gelöst hat.

Wo sich Nischen gefunden haben, eigene Ideen einfach umzusetzen. Wo es einzelne Menschen gibt, die einem den Rücken freihalten und Mut zusprechen. Wo gemeinsames Handeln zur eigenen Kraftquelle geworden ist.

Und diese Lösungsmomente sind genauso wertvoll. Deshalb wird im „Design Thinking“ nicht mit einem einzelnen Diamanten gearbeitet, sondern mit einem Doppeldiamant. Die Nahtstelle verbindet den Problemraum mit dem Lösungsraum. Ein kraftvoller Schnittpunkt, der das Potenzial in sich trägt Gestaltungsenergie freizusetzen.

Und mit genau dieser Energie wurde weitergearbeitet. Wir haben uns in symbolische Menschen (Personas) hineingedacht, die alle potenzielle Engagierte unserer Kirche sein könnten – bisher dort aber noch keinen Zugang finden: Gerd, Taneesha, Robin oder Katja. Mit kreativen Brainstorming Methoden sammelten wir Ideen und entwickelten mit LEGO-Steinen und Knete Prototypen, wie wir in Kontakt mit ihnen kommen und herausfinden können, was sie zu geben haben. Mit bistumsweiten lokalen Picknickaktionen können wir z.B. Menschen an öffentlichen Orten kennen lernen. Ein attraktiver Begegnungsraum in der Basisstation lädt zum Teilen von Hobbies ein. Eine digitale Plattform, zugänglich über Terminals in Supermärkten oder Dorfzentren, ermöglicht Zugang zu Materialressourcen oder Engagementmöglichkeiten. Beim gemeinsamen Erarbeiten wurde unglaublich viel gelacht – das gemeinsame Träumen löste etwas in uns aus.

Die verändernde Kraft Gottes

In der Schlussrunde blieben dann nämlich wiederum Gefühle zurück: Beseeltheit, neue Motivation, ja, es wird sogar davon berichtet, dass der Geist Gottes spürbar war.

Dieses Erlebnis an diesem Tag ist eine gute Zusammenfassung von dem, was wir inhaltlich mit einem kleinen Kernteam, ergänzenden Expert:innen-Interviews und dem „Design-Thinking“-Workshop im Teilprojekt 8 erarbeitet haben und nun in einem Konzept bündeln:

Gott beruft seine Menschen schon immer zum Handeln. Daher ist es kein Wunder, dass Engagement Menschen zusammenbringt. Engagement für die und aus der Kirche heraus ist nicht ein Angebot der Kirche, sondern Grundlage. Engagement ist ihre DNA, es ist Kernanliegen und Wesen der Kirche – und dabei können nicht nur Getaufte teilhaben, sondern alle Menschen. Im gemeinsamen Tun ist Gottes verändernde Kraft erlebbar. Verändert sich der Blick vom Problem zur Fülle der Möglichkeiten und den Freuden des Lebens.

Genau das soll eine der Grundhaltungen der Basisstationen sein. Erste Ideen zur Umsetzung dafür gibt es inzwischen auch schon: eine Pastoralwerkstatt als Beteiligungsformat, Sendungs- und Entpflichtungsfeiern als begleitende (geistliche) Rituale oder eben sowas wie Design-Thinking-Workshops zur Erarbeitung neuer möglicher Ideen und Handlungsfelder. Daran arbeiten wir nun weiter.

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