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Auftanken und weitergehen

Auftakt für SeSam-Informationsabende

Veröffentlicht am: 26. Februar 2025
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A. Hüser/ Neue Kirchenzeitung

Im Erzbistum Hamburg sollen künftig vier bis sechs „Basisstationen“ die Seelsorge in der Fläche am Leben erhalten. Das Projekt „Sesam“ will Pastoral zukunftssicher machen. Was sagen die Katholiken vor Ort dazu?

Das Erzbistum Hamburg in zehn Jahren: Statt 184 aktiven Priestern wird es 60 geben, statt 52 Diakonen noch 16. Auch die Zahl der Pastoral- und Gemeindereferenten wird drastisch zurückgehen. Es mangelt an Nachwuchs in allen Seelsorgeberufen. Schrumpfen wird die Zahl der Gläubigen und die Kirchensteuer. Wie wird dann noch Seelsorge „in der Fläche“ möglich sein?

Das ist nicht nur eine Frage der Zukunft. „Dass Pfarreien wichtige Aufgaben nicht mehr erfüllen können, dass einige nicht mehr die Erstkommunionvorbereitung hinkriegen, das erleben wir schon heute!“ Das sagte Erzbischof Stefan Heße am 18. Februar bei einem Dialogabend in der Rostocker Christusgemeinde. Und er stellte klar: „So wie bisher geht es nicht weiter.“ Das sahen auch die Teilnehmer so. In einer Kurzabstimmung per Klebepunkt landeten fast alle Punkte bei der Option „Veränderung“.

Eingeladen hatte der Erzbischof, um eine Lösung vorzuschlagen. Diese trägt den Namen „Sendung und Sammlung“. Die Projektleiter Andree Burke und Matthias Kuchnowski erklärten, worum es geht. Um die Pfarreien zu entlasten, sollen im Erzbistum vier bis sechs „Basisstationen“ entstehen. In diesen pastoralen Zentren sollen Menschen aus den Gemeinden fit gemacht werden, Aufgaben der Seelsorge in ihren Gemeinden zu übernehmen. Eine Basisstation, erläuterte Erzbischof Heße, ist so etwas wie ein Basislager für Bergsteiger. „Da kann man ankommen, auftanken, Zurüstung erhalten. Aber da bleibt man nicht, sondern bereitet sich vor auf das, was vor einem liegt.“

Die Basisstationen sollen mehr sein als Bildungsstätten, nämlich „zentrale, verlässliche, attraktive, geistliche Orte kirchlichen Lebens.“ Sie sollen Angebote „von Seelsorge, Liturgie, Diakonie, zur Vertiefung des Glaubens, zur Katechese, zum Gemeinschaftserleben, Beratung oder zur Bildung für Haupt- und Ehrenamtliche und engagierte Getaufte sein.“ Außerdem bekommen sie die Funktion einer Anlaufstelle, die – zumindest digital – rund um die Uhr bei allen Anliegen erreichbar ist.

Die Basisstation muss attraktiv und gut erreichbar sein

Die Idee setzt auf die Tatkraft der Christen vor Ort. „Es wird nur funktionieren, wenn einzelne Glaubende ihr Taufberufung in die Tat umsetzen“, so Andree Burke. Neben dem klassischen Ehrenamt werde aber auch erwogen, ob neue Zugangswege auch in bezahlte pastorale Tätigkeit eröffnet werden – Ausbildungen, die nicht gleich ein Theologiestudium erfordern.

Wo diese Basisstationen entstehen werden, sei noch nicht klar, so Matthias Kuchnowski. Allerdings gab er Hinweise: Eine Basisstation muss zentral gelegen sein, eine Kirche haben, sie muss gut per Bahn erreichbar sein, muss ein attraktiver Arbeitsort sein, sie muss Räume für Veranstaltungen, Gruppentreffen und Arbeitsplätze haben – und das alles nicht in einem Neubau, sondern in bestehenden Immobilien. „Wir fangen mit einem Pilotprojekt an und werden aus den Erfahrungen lernen“, sagte der Erzbischof. Und: „Wir dürfen Fehler machen.“

Ein Pilotprojekt für ganz Deutschland

Gibt es in anderen Bistümern ähnliches? So eine Frage aus dem Kreis der 70 Teilnehmer in Rostock. Nein, antwortete Erzbischof Heße. „Es gibt nichts, das wir kopieren können. Aber andere können uns kopieren.“

Die Rostocker Veranstaltung war die erste von fünf Dialogabenden an verschiedenen Orten des Erzbistums. 70 Teilnehmer kamen im Katharinensaal der Christuskirche zusammen. Die Resonanz auf die Vorschläge war durchweg positiv. Einiges, was das Sesam-Projekt vorsieht, hat sich in Mecklenburg schon in grauer Vorzeit bewährt – es gab hier einmal zentrale „Kommunikanten-Anstalten“, wo Diasporakinder in den Ferien auf die Erstkommunionfeier vorbereitet wurden.

„Wir können viel von der Vergangenheit lernen“, sagt Sunna Hollmann. Als Leiterin der Rostocker Ehe-Familien- und Lebensberatung ist sie mit Krisensituationen vertraut. Aber sie gab dem Sesamteam einen unerwarteten Rat: „Sei realistisch! Plane ein Wunder! Die Dinge können sich auch ganz anders entwickeln als wir planen.“ Allerdings zählt Rostock mit seinen vielen katholischen Einrichtungen und Gemeinden nicht zu den schwachen Regionen im Bistum. „Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft unserer Gemeinden angeht“, sagte Wolfgang Schareck, ehemaliger Universitätsrektor und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Ähnlich äußerte sich Bernd Hackl, Gymnasialleiter der Don Bosco Schule: „Es gibt junge Menschen, die für die Sache Jesu brennen. Ich erlebe, wie viel Potential in ihnen steckt.“ Und er machte den Gästen aus Hamburg auch gleich ein Angebot. „Nutzen Sie die Schulen! Wir sind ja da!“

Man darf mitreden – weitere Veranstaltungen

Die nächsten Termine für Sesam-Dialogabende sind:

  • Hamburg: 06. März, 20 Uhr, St. Antonius
  • Hamburg: 19. März, 18 Uhr, St. Maximilian Kolbe
  • Waren: 27. März, 18 Uhr
  • Lübeck: 09. April, 19 Uhr

Daneben wird ein Sesam-Bildungsprogramm mit vier Online-Abendgesprächen angeboten. Die Termine sowie aktuelle Informationen über den Stand des Projekts gibt es im Internet: https://erzbistum-hamburg.de/sesam

Andreas Hüser / Neue Kirchenzeitung

Projekt Sendung und Sammlung

Wie sieht die Seelsorge im Erzbistum Hamburg zukünftig aus?  

Das Projekt „Sendung und Sammlung“ (SeSam) widmet sich dieser zentralen Frage und möchte mit sogenannten „Basisstationen“ Orte für eine nachhaltige und zukunftsfähige Organisationsstruktur etablieren. Die Basisstationen sind darauf ausgerichtet, verlässliche Anlaufpunkte im Flächenbistum zu schaffen und die Arbeit in Pfarreien, Gemeinden und an Orten kirchlichen Lebens zu unterstützen – insbesondere angesichts des erwartbaren zahlenmäßigen Rückgangs im Pastoralen Personal.

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