Der Hamburger Weihbischof Horst Eberlein sieht seine Erfahrungen als katholischer Christ in der DDR als prägend. „Die Katholiken waren in der DDR damals in der Minderheit. Schon als Kind machte ich die Erfahrung, je stärker die Diaspora, umso stärker ist der Zusammenhalt“, sagte der 74-Jährige in einem Interview der „Neuen KirchenZeitung“ aus Hamburg in der kommenden Ausgabe (12. Oktober).
Geboren in Walsleben in der Altmark, studierte Eberlein Theologie in Erfurt, empfing in Waren (Müritz) die Priesterweihe und war anschließend in mehreren Gemeinden in Mecklenburg tätig. 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Weihbischof des Erzbistums Hamburg, zu dem heute die Region Mecklenburg gehört.
Freiheit der Rede ist „beglückend“
Nach der Wiedervereinigung sei für ihn die tiefste Veränderung der Wegfall von Misstrauen gewesen. „Wenn zur DDR-Zeit jemand, den ich nicht kannte, an der Haustür klingelte, war immer der erste Gedanke:
Wer ist diese Person? Ist sie geschickt oder braucht sie wirklich Hilfe?“, berichtete Eberlein. Mit der Wiedervereinigung habe sich dies grundlegend geändert. Die Freiheit der Rede habe er als unwahrscheinlich beglückend empfunden.
Bei der Wende haben laut Eberlein beide große Kirchen eine wichtige Rolle gespielt. Als Pfarrer in Friedland bei Neubrandenburg habe er eng mit einem evangelischen Kollegen zusammengearbeitet. „Das war ein wirklich ökumenisches Geschehen. Dieses Sich-Verbinden, das war ganz stark.“
„Keine Zeit, pessimistisch zu sein“
Mit Blick auf die Gegenwart äußerte Eberlein auch Sorgen über die Zukunft der Kirche in der Diaspora: „Wenn ich sehe, wie viele Menschen aus Mecklenburg wegziehen, frage ich mich, was in 50 Jahren sein wird.“ Zugleich betonte er: „Ich glaube, wir werden noch mehr eine Kirche sein, die unterwegs sein muss, beweglich sein muss und untereinander in irgendeiner Weise Kontakt hat, Glaubenskontakt - als diejenigen, die auf dem Weg Jesu sind. Wir haben keine Zeit, pessimistisch zu sein.“
Am 25. Oktober erreicht Eberlein die kirchlich vorgeschriebene Altersgrenze für Bischöfe von 75 Jahren. Sein Rücktrittsgesuch aus diesem Anlass hat er Papst Leo XIV. bereits übergeben.
Im Ruhestand will Eberlein angeln
Für seine persönliche Zukunft wünsche er sich Gelassenheit, Zeit für Kultur, Natur und Familie. „Ich habe einen guten Ort bei guten Bekannten, ein kleines Häuschen am See. Da kann ich aufs Wasser schauen und angeln.“
Quelle: KNA