Bei seiner jährlichen Informationsreise war der Bonifatiusrat diese Woche im Erzbistum Hamburg zu Besuch. Das Aufsichtsgremium des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken e.V. war unter anderem zu Gast in der Obdachlosenhilfe Alimaus und in der St.-Joseph-Kirche an der Großen Freiheit in Altona, die mitten im Vergnügungsviertel St. Pauli rund um die Reeperbahn steht. In der Kirche feierte der Bonifatiusrat am Donnerstagabend auch eine Heilige Messe mit Erzbischof Stefan Heße und Monsignore Georg Austen, dem Generalsekretär des Bonifatiuswerks.
In seiner Predigt betonte Erzbischof Heße, wie wichtig es sei, dass die Kirche auch an sozialen Brennpunkten wie in St. Pauli präsent ist und sich der Realität stellt. Die Konfrontation mit Prostitution, Kriminalität und Konsumvergnügen sei für Katholiken oft kaum vorstellbar. Wichtig sei aber, vor allem erst einmal zuzuhören und sich ein Bild zu machen. Auch Pastor Karl Schultz, in Hamburg bekannt als „Kiezpastor“, berichtete von pastoralem Wirken im Viertel. „Wir sind hier der älteste Klub“, sagte Schultz über die älteste Kirche Hamburgs. „Kirche ist nicht nur um ihrer selbst willen da, sondern wir öffnen uns auch zum Kiez hin.“ Die St-Joseph-Kirche wurde in der Vergangenheit auch mit Mitteln des Bonifatiuswerks gefördert. So unterstützte das Spenden-Hilfswerk für die Diaspora nicht nur den Kirchbau, sondern 2019 auch den Umbau der Krypta mit 50.000 Euro.
Auch die Alimaus, eine Einrichtung für wohnungslose und bedürftige Menschen, wurde mehrfach mit Fördermitten des Bonifatiuswerks unterstützt. In einer finnischen Blockhütte am Rande der Reeperbahn werden täglich 250 Gäste mit Essen versorgt, aber auch mit Kleidung, sanitärer Hilfe, Seelsorge und Beratung. Hamburg gilt als „Hauptstadt der Wohnungslosen“, und St. Pauli ist das Viertel mit der höchsten Armutsdichte in der Hansestadt. Bei seinem Besuch informierte sich der Bonifatiusrat über die Arbeit und die Aufgaben des Trägervereins, der sich mit Spenden und Sponsoring finanziert. Einmal pro Woche bietet Dominikanerpater Karl Meyer, Mitglied im Vorstand des Alimaus-Trägervereins, einen Glaubensabend an. Dieser stoße auf großes Interesse.
In Hamburg fördert das Bonifatiuswerk auch das Projekt Klaras Küche der katholischen Pfarrei St. Franziskus. Hier werden ebenfalls Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt. Klaras Küche soll aber auch ein Ort der Begegnung und der Wertschätzung sein. Das Bonifatiuswerk fördert das Tafel-Projekt mit insgesamt 15.000 Euro.
Ein weiteres Förderprojekt im Erzbistum Hamburg ist der Neubau des Jugendhauses St. Benedikt im Kloster Nütschau. Es wurde vor Kurzem fertiggestellt. Der Bau wurde mit 75.000 Euro gefördert. Erzbischof Heße bedankte sich im Gespräch mit dem Bonifatiuswerk für die Diaspora-Hilfe, die ohne Spenderinnen und Spender aus ganz Deutschland nicht möglich wäre. Der Anteil der Katholiken im Erzbistum Hamburg beträgt nur 6 Prozent. Wichtig sei, bei allen Sparzwängen, dass es immer darum gehe, Gott in die Mitte zu rücken und dabei auch nach kreativen und innovativen Lösungen zu suchen. Auch dabei sei das Bonifatiuswerk eine wertvolle Hilfe.
Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen sagte: „Für uns ist der Austausch mit dem Erzbistum wichtig, um uns zu vergewissern, wie die inhaltliche Unterstützung und die Umsetzung der von uns geförderten Projekte in der Realität gelingt. Der Einblick direkt vor Ort in den Unterstützungsgebieten hilft uns, Impulse und Anregungen zu geben für eine Kirche im Heute und Morgen.“
Bonifatiusrat-Präsident Manfred Müller zog Bilanz: „Wir haben tiefe Einblicke bekommen in die Nöte einer an sich sehr wohlhabenden Großstadt“, sagte er. „Es ist wichtig zu sehen, wo das Bonifatiuswerk auch den Ärmsten der Armen helfen kann. Diese Hilfe ist weiter dringend notwendig.“
Marcus Thielking / Bonifatiuswerk