Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Kiel stellt sich wachsenden Anforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe und setzt auf mehr Inklusion:
Der Verein errichtet einen barrierefreien Anbau am St. Antoniushaus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF-Kiel e.V.) in Elmschenhagen. Das Volumen dieses Bauvorhabens, zu dem noch weitere Umbauarbeiten an anderer Stelle gehören, beläuft sich auf 4,3 Millionen Euro. Am Freitag, 17. Januar wurde der Grundstein gelegt. Auf die Baustelle gekommen waren – als Zeichen der Unterstützung und Verbundenheit – Kiels Bürgermeisterin und unter anderem für Jugend zuständige Stadträtin Renate Treutel (Grüne), die Ratsfrauen Dr. Christine Schubert (SPD) und Elisabeth Pier (CDU) sowie die CDU-Landtagsabgeordnete Seyran Papo.
„Das St. Antoniushaus schafft ein inklusives Kinder- und Jugendhaus in Kiel und damit ein Zuhause, in dem Kinder mit und ohne Behinderungen miteinander leben. In einer wirklich schönen, ansprechenden und ‚inklusiven Atmosphäre’ findet Begegnung im Alltag völlig natürlich statt, denn ‚Inklusive Jugendhilfe’ wird hier als konsequente Umsetzung von Kinderrechten gelebt“, sagte Bürgermeisterin Treutel in einer kurzen Ansprache.
Zehn Plätze für junge Leute mit erzieherischem Unterstützungsbedarf werden in dem zweigeschossigen Anbau entstehen, der barrierefrei gestaltet wird und schon im November fertig sein soll. Dass sowohl Kinder und Jugendliche mit als auch ohne Behinderung gemeinsam untergebracht werden können, ist wegweisend, weil damit zwei sonst voneinander getrennte Hilfsangebote unter einem Dach vereint werden. Hintergrund ist, dass die Eingliederungshilfe und die Kinder- und Jugendhilfe über kurz oder lang zusammengeführt werden sollen.
Eine Aussparung im Fundament verriet bereits den Ort für die Zeitkapsel. Darin enthalten: eine kleine Figur des heiligen Antonius – dem Schutzpatron des Hauses – mit einem Brief, ein Bild mit den bunten Fingerabdrücken der Kinder aus dem Kinder-Jugendhaus-Bereich, ein Schlüssel, Baupläne, eine Zeitung und Münzen – alles Symbole, deren Bedeutung die SkF-Vorsitzende Dr. Maria Schwarte in ihrer Rede erläuterte und die für einen positiv gestimmten Aufbruch in die Zukunft stehen sollen. Vor allem aber machte Dr. Schwarte deutlich, dass die Entscheidung für den Neubau in vollem Gottvertrauen getroffen wurde: „Unser Fundament, das ist unser christliches Menschenbild und unsere Überzeugung, dass jeder Mensch, egal in welchen Lebenssituationen er sich befindet, ganz unabhängig von Nationalität, Religion und Weltanschauung mit Würde, Respekt und Toleranz zu begegnen ist.“
Dr. Schwarte sprach von „einer starken Teamleistung“ aller Beteiligten. Der Dank des SkF-Kiel e.V. gilt deshalb besonders dem Kieler Jugendamt für die inhaltliche Unterstützung sowie Roland Burwitz, einer der Geschäftsführer bei dem Kieler Unternehmen BSP Architekten BDA, den ausführenden Kieler Baufirmen sowie – aus dem St. Antoniushaus – der pädagogischen Geschäftsführerin Andrea Borowski und dem kaufmännischen Geschäftsführer Markus Engelmann.
Aber auch ohne eine solide Finanzierung und vor allem ohne Spenden ist so ein Vorhaben kaum zu stemmen. Der Dank des SkF-Kiel e.V. dafür richtet sich an die amerikanische – und mit der Deutschen Bischofskonferenz kooperierende – Stiftung „Renate, Hans and Maria Hofmann Trust“, an das katholische Bonifatiuswerk und die Glücksspirale sowie an die vielen Einzelspenderinnen vor allem aus dem Kreis des SkF-Kiel e.V. und weitere Einzelspender, die nach Kräften zur Ermöglichung des Vorhabens beigetragen haben.
Das neue Gebäude soll mit dem in den 1970er Jahren errichteten Haupthaus optisch harmonieren. Die zehn neuen Plätze werden an anderer Stelle im Kinder-Jugendhaus-Bereich wegfallen: Von den 43 Bewohnern des Bereichs sind einige in Doppelzimmern untergebracht, was nicht mehr zulässig ist. Der SkF-Kiel e.V. stand deshalb vor der Wahl, Betreuungsplätze abzubauen oder weitere Räume zu schaffen. Eine Reduzierung der Plätze kam für den Verein nicht in Frage. „Der Bedarf ist da, die Komplexität der Fälle wird immer größer, und wir möchten jedem einzelnen Menschen auch das bieten, was seiner Würde entspricht“, so Maria Schwarte.