Für das Krankenhaus Groß-Sand beginnt eine neue Phase: Nach Jahren struktureller Unsicherheiten, Entwicklungen in der Gesundheitspolitik sowie intensiven Bemühungen um einen Verkauf an einen anderen Träger wurde jetzt ein umfassender Transformationsprozess eingeleitet. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen – die Beschäftigten, die Patientinnen und Patienten – und das gemeinsame Ziel, eine verlässliche und moderne Gesundheitsversorgung für Hamburg zu sichern.
„Wir übernehmen Verantwortung“
Alexander Becker, Verwaltungsdirektor des Erzbistums Hamburg, betont: „Wir haben heute nach dem gestrigen Beschluss des zuständigen Verwaltungsrats der Trägerpfarrei St. Maximilian Kolbe zuerst die Mitarbeitervertretung (MAV) sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die anstehenden Veränderungen informiert. Uns ist bewusst, wie viel Geduld und Vertrauen dieser Weg allen Beteiligten abverlangt hat. Umso wichtiger ist es uns, mit den Menschen in Wilhelmsburg nach vorne zu schauen. Wir übernehmen am Standort Groß-Sand weiter Verantwortung, mit einem klaren medizinischen Profil und einer spezialisierten Versorgung, die wir gezielt weiterentwickeln. Dabei werden auch schmerzhafte Entscheidungen notwendig – etwa die Schließung einzelner Bereiche –, weil die dauerhaft hohen Defizite eine grundlegende Neuausrichtung erfordern. Dadurch schaffen wir die Voraussetzungen für eine tragfähige Zukunft – medizinisch, wirtschaftlich und für die Menschen im Stadtteil. Ich bin dankbar, dass wir gemeinsam mit dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, mit Senatorin Melanie Schlotzhauer sowie den Verantwortlichen der Sozial- und der Finanzbehörde eine tragfähige Lösung gefunden haben. Für Wilhelmsburg und für Hamburg ist das ein zukunftsfähiges Versorgungsmodell.“
Neue Rolle im Gesundheitssystem: Spezialisierte Leistungen statt Vollversorgung
Ausgangspunkt ist ein grundlegender Wandel im deutschen Gesundheitswesen: Die geplante Krankenhausreform und die überarbeitete Bedarfsplanung der Freien und Hansestadt Hamburg sehen eine stärkere Spezialisierung und Vernetzung von Klinikstandorten vor. Ziel ist eine qualitativ hochwertige und wirtschaftlich tragfähige Versorgung – angepasst an regionale Bedarfe. Für kleinere Klinikstandorte ergeben sich daraus klare strukturelle Konsequenzen.
Für Groß-Sand bedeutet das: Das Leistungsspektrum entwickelt sich zu einer spezialisierten Einrichtung mit den Schwerpunkten Geriatrie und Neurologische Frührehabilitation.
Beide Bereiche gewinnen angesichts des demografischen Wandels und einer wachsenden Zahl älterer, multimorbider Patientinnen und Patienten zunehmend an Bedeutung. Die Behandlung in diesen Bereichen erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit – schon heute eine besondere Stärke von Groß-Sand. Diese Leistungen sollen perspektivisch an das Katholische Marienkrankenhaus Hamburg überführt werden, wofür derzeit moderne Räume am Marienkrankenhaus geschaffen werden. Bis dahin verbleibt die spezialisierte Einrichtung am Standort Groß-Sand.
Im Zusammenhang mit der mittelfristigen Verlagerung der Einrichtung an das Marienkrankenhaus beabsichtigt das Erzbistum Hamburg, die Liegenschaften des Standorts an die Freie und Hansestadt zu veräußern.
Zukunft der medizinischen Versorgung vor Ort: Moderne Stadtteilklinik geplant
Am aktuellen Standort in Wilhelmsburg ist durch die Freie und Hansestadt Hamburg perspektivisch der Aufbau einer modernen Stadtteilklinik vorgesehen. Dieses in Hamburg bisher einzigartige Projekt befindet sich aktuell in der Planungsphase. Das Erzbistum Hamburg unterstützt bereits seit einiger Zeit die zuständige Behörde bei den Planungen für die Um- und Neubauten am Standort. Ziel ist es, künftig verschiedene ambulante, teilstationäre und präventivmedizinische Angebote zu bündeln – und so eine wohnortnahe, integrierte Versorgung für Wilhelmsburg und angrenzende Stadtteile sicherzustellen. Dieses moderne Versorgungskonzept wurde am Standort Groß-Sand bereits im Rahmen des Projekts „STATAMED“ mit Erfolg erprobt. Das konkrete Leistungsangebot der zukünftigen Stadtteilklinik wird in enger Abstimmung mit den verantwortlichen Institutionen und unter Berücksichtigung der lokalen Bedarfe entwickelt. Die Freie und Hansestadt Hamburg wird zu gegebener Zeit die Trägerschaft in einem rechtssicheren und transparenten Auswahlverfahren ausschreiben.
Perspektiven für Beschäftigte und Versorgung
Ein Großteil der Arbeitsplätze und medizinischen Leistungen bleibt auch im Zuge der strukturellen Neuausrichtung erhalten – entweder im Rahmen der spezialisierten Einrichtung oder in den neu entstehenden Strukturen der Stadtteilklinik. Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren bisheriger Arbeitsplatz entfällt, stehen interne Bewerbungen mit vereinfachten Verfahren und Beteiligungsmöglichkeiten innerhalb der Katholischen Kliniken offen. Ziel ist es, vorhandene Kompetenzen zu sichern und neue berufliche Perspektiven zu eröffnen.
Verantwortungsvoll in die Zukunft
Mit der beschlossenen Neuausrichtung entwickelt sich Groß-Sand zu einem Standort für eine moderne, bedarfsgerechte und wohnortnahe Gesundheitsversorgung. Die medizinische Versorgung im Quartier bleibt gewährleistet.