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Sankt-Ansgar-Schüler im Gespräch mit ehemaligem Obdachlosen Jan

Veröffentlicht am: 14. November 2024
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C. Schommer/ Erzbistum Hamburg

Der 78-jährige mit dem langen Bart und der orangenen Cap sitzt mit wachem Blick in der Runde der Fünftklässler. Konzentriert folgen die Sankt-Ansgar-Schüler den Worten des Mannes, der zehn Jahre lang auf Hamburgs Straßen lebte, auf Pappkartons schlief und mit dem Sammeln von Pfandflaschen Geld verdiente. „Ist es für Euch komisch, dass hier so ein alter Opa sitzt, um Euch von seinem Leben zu erzählen?“, fragt Jan offen heraus. Die Kinder verneinen einstimmig. Und so nimmt der ehemalige Obdachlose Emma, Jaiva, Joshua und ihre Klassenkameraden ohne Umschweife mit in seine damalige Welt.

Er erzählt ihnen von seinem einstigen Leben als Schauspieler, erklärt seinen Abstieg nach unerwartetem Wohnungsverlust, berichtet von Nöten, Ängsten und Enttäuschungen und verdeutlicht Hoffnungen, Hilfsangebote und genutzte Chancen, um sich schließlich selbst wieder einen neuen Lebensweg zu eröffnen. Tränen kommen ihm, als er von seiner Tochter berichtet, die als Studentin spontan zu ihm gekommen sei, als er ihr sein Schicksal beichtete. „Fünf Tage und fünf Nächte hat sie mit mir auf der Straße gelebt. Das war Kraft durch Liebe für mich“, erzählt Jan. Die Fünftklässler schweigen – und fühlen mit dem 78-jährigen, dem es schließlich gelang, mit dem Verkauf des Stadtmagazins Hintz & Kunzt die entscheidende Wende in seinem Leben einzuleiten.

Beim Vorlesen aus dem Buch „Ein mittelschönes Leben“ der Kinderbuchautorin Kirsten Boie, die den Weg eines Menschen in die Obdachlosigkeit einfühlsam beschreibt, streift der zweifache Vater und mehrfache Großvater im Verlauf seines vormittäglichen Besuchs an der jesuitisch geprägten Sankt-Ansgar-Schule nebenher ganz unterschiedliche Lebensthemen, verdeutlicht den Schatz kultureller Vielfalt („Du kommst aus Ghana? Ein wunderbares Land!“), erläutert den Wert von Respekt und Ehrlichkeit („Ich habe nie gestohlen“) und warnt seine jungen Zuhörer eindringlich vor Spielsucht („Spielt mit Euren Freunden, das ist viel wichtiger für Eure Entwicklung“).

„Danke, Jan. Das war echt toll“, erklärt Elias am Ende der ungewöhnlichen Schulstunde. Und man spürt: Mit seiner nahbaren, unverstellten und immer wieder hoffnungsvollen Art ist es dem ehemaligen Obdachlosen eindrucksvoll gelungen, die Sicht von Kindern auf bedürftige Menschen in der Stadt zu verändern.

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