Startseite > Runter von toten Pferden!
Startseite > Runter von toten Pferden!

Runter von toten Pferden!

Dialogabende: Auftakt in Rostock

Veröffentlicht am: 20. Oktober 2025
teilen

Marco Heinen / Neue Kirchenzeitung

Ein Beitrag von Marco Heinen/ Neue Kirchenzeitung

An vier „Perspektiv-Abenden“ in Kiel, Schwerin, Hamburg und im Internet hat die Bistumsleitung den Fahrplan für das Projekt „Sendung und Sammlung“ erläutert – zum Auftakt in Kiel. Dort und in Schwerin sollen die Basisstationen starten.

Im Ökumenischen Zentrum in Kiel-Mettenhof fand der erste von vier Abenden statt, an denen Erzbischof Stefan Heße, Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler und Sabine Gautier, Leiterin der Pastoralen Dienststelle und seit 1. Oktober inhaltlich für das „Sesam“-Projekt verantwortlich, den jüngst verkündeten Fahrplan (wir berichteten) vorstellten. Dass die Chancen der Ökumene im Transformationsprozess mehr genutzt werden sollten, merkten später übrigens mehrere der gut 60 Teilnehmer an.

Klare Worte wählte der Erzbischof zur Eröffnung, sprach von „grundsätzlichen Veränderungen“ angesichts des absehbar starken Rückgangs an pastoralem Personal. Dieses müsse künftig überpfarreilich eingesetzt werden, solle aber nahe bei den Menschen sein. „Wir sind und bleiben Kirche in Beziehung“, so Heße, doch „das Ganze wird nur gelingen, wenn die Gläubigen mitziehen“. Es werde künftig eine Kirche der Getauften und Gefirmten, der Ehrenamtlichen und Engagierten sein müssen, weil sonst die Hauptamtlichen überfordert würden. Aus dem Kreis von Diakonen und Priestern habe ihm einer gesagt: „Wir reiten eh auf vielen Pferden, die längst tot sind.“ Es wäre gut, so Heße, „von manchen Pferden abzusteigen“. Konkret: Einige Angebote werde es künftig nicht mehr geben können.

Das Erzbistum sei inzwischen „Missionsland pur“, daher müsse das Leben in den Gemeinden stattfinden: „Da muss die Musik spielen – oder sie spielt nicht.“ Die Idee sei nicht, dass „kirchliches Leben nur da ist, wo die fünf Basisstationen sind“, so Heße. Diese seien als Orte gedacht, wo Menschen für die Arbeit vor Ort gestärkt, wo sie ausgebildet und bei ihren Tätigkeiten begleitet werden sollen. Nicht jeder müsse künftig dorthin, sagte Pater Geißler; der Erzbischof sprach von einem „atmenden System“. Es gehe an den Basisstationen um Sendung, nicht nur um Sammlung. Ohne Veränderungsbereitschaft werde all das nicht gehen.

Ob der Weg der Veränderung gelinge, „kann ich ihnen nicht versprechen“, betonte Heße. Entschieden sei, dass die Basisstationen an St. Anna in Schwerin, an Herz Jesu Rostock, am Dom in Hamburg, an Herz Jesu in Lübeck sowie an Liebfrauen in Kiel angesiedelt würden. „Natürlich, und das sehen alle, ist es eine Schwachstelle, dass wir im Osten Mecklenburgs nichts haben und an der Westküste“, räumte er ein. In Schleswig-Holstein ist damit die diskutierte Option Neumünster statt Kiel vom Tisch. Der Vergleich der Entfernungen, Fahrtzeiten, der Katholikenzahl und der verfügbaren Räumlichkeiten sowie die Nähe von Neumünster zu Lübeck seien ausschlaggebend gewesen, Kiel zu wählen. Überraschend für Lübeck: Das frühere Marien-Krankenhaus soll eine Rolle spielen. Heße: „Wir haben da Möglichkeiten dadurch, dass das Marien-Krankenhaus freigezogen ist und können damit, so glaube ich, den Standort an der Parade ziemlich gut stärken.“ Als „Piloten“ starten sollen Ende Sommer 2026 Schwerin und „um den Jahreswechsel" zu 2027 dann Kiel.

Generalvikar Pater Geißler, der eine vom Erzbistum veröffentlichte Broschüre zum Fahrplan vorstellte, unterstrich, dass die Entscheidungen auf einer gemeinsamen Sitzung des Diözesanpastoralrats, des Priesterrats und des Metropolitankapitels Ende September basierten. Mitglieder der drei Gremien hätten Gelegenheit gehabt, zu jeder „Haltestelle“ Anträge einzubringen. „Die wurden eingarbeitet, abgestimmt, einzeln votiert und dem Erzbischof dann anschließend zur Entscheidung übergeben“, so Geißler.

Bei der anschließenden Aussprache wurde kritisch nachgefragt, doch niemand stellte den Fahrplan grundsätzlich in Frage.

powered by webEdition CMS