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Ökumenischer Gottesdienst zum 80. Jahrestag des Kriegsendes

Veröffentlicht am: 9. Mai 2025
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Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 2025 haben die Evangelischen und der Katholischen Studierendengemeinde in Kiel sowie der Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und das Erzbistum Hamburg gemeinsam zu einem besonderen ökumenischen Gottesdienst in die Universitätskirche der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel eingeladen.
 
Gedenken in die nächsten Generationen tragen  
 
„Wir haben bewusst die Evangelische und die Katholische Studierendengemeinde gebeten, diesen Gottesdienst zu gestalten“, sagt die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, Nora Steen, und erklärt weiter: „Das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Mahnung zu Frieden und Versöhnung sollen auch in künftigen Generationen lebendig bleiben.“  An dem Gottesdienst wirkte auch Ministerpräsident Daniel Günther mit.

Der Ministerpräsident hat den 8. Mai als Tag des Gedenkens und der Verpflichtung bezeichnet. „80 Jahre nach Kriegsende ist dieser Tag der Befreiung für uns alle eine Verpflichtung, die Erinnerung wach zu halten, die Demokratie zu stärken und für Freiheit, Frieden und Menschenrechte einzutreten“, sagte er in einem Gedenkgottesdienst in der Universitätskirche in Kiel. „Am 8. Mai denken wir an all jene, die unter dem Nationalsozialismus gelitten haben. Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Wir erinnern an die Millionen Menschen, die in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet wurden, an die gefallenen Soldaten, an die Zivilistinnen und Zivilisten, die ihr Leben verloren, an die Vertriebenen und Geflüchteten“, so der Regierungschef.

Der Frieden, der nach Kriegsende in Europa über Jahrzehnte als immer selbstverständlicher empfunden wurde, sei fragil geworden: „Wir erleben, dass in Europa wieder Krieg herrscht. Wir erleben, wie die nach 1945 errichteten Pfeiler der internationalen Ordnung erschüttert werden. Wir erleben, wie autoritäre Systeme an Macht gewinnen und demokratische Werte in Frage gestellt werden. Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes stehen wir daher heute an einem Wendepunkt“, sagte er.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sei Deutschland die Hand der Versöhnung gereicht worden. „Uns wurde der Neuanfang geschenkt, die Chance, ein demokratisches, friedliebendes Land zu werden, das fest in der Gemeinschaft der Nationen verankert ist. Das sind kostbare Geschenke, die wir unbedingt bewahren sollten und nicht aufs Spiel setzen dürfen“, sagte der Ministerpräsident. „Auch das ist Teil der Verantwortung, die aus unserer Geschichte erwächst.“ Der Tag der Befreiung sei Einladung und Auftrag, die Zukunft gemeinsam zu gestalten – in Frieden, Freiheit und Verantwortung.

Gedenken mit Warnung vor Menschenfeindlichkeit verbinden 
 
Ada Ecks, Studentin der Informatik und engagiert in der Evangelischen Studierendengemeinde, verbindet für sich das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg mit einer Warnung vor gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: „Wenn man nicht immer wieder innehält und darüber nachdenkt, welche gedanklichen Schubladen oder eingefahrenen Denkmuster man so verinnerlicht hat, fängt eine Gesellschaft schnell an, sich gegenseitig zu bekämpfen, schränkt erst Rechte von bestimmten Menschen ein, und irgendwann kommt die Gewalt. Menschen, die heute in unserer Gesellschaft mehr oder weniger frei so leben können, wie sie sind und sein wollen, wären vor 80 noch Jahren in KZs umgebracht worden.“
 
Stimmen vom Rand sind nicht die Mehrheitsmeinung
 
Auch Mia Reibe, Studentin der Medizin und engagiert in der Katholischen Studierendengemeinde, findet das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg wichtig. Der Diskurs zu dem Thema in den Sozialen Medien beunruhigt sie. „Unsere Generation nutzt die sozialen Medien intensiv und wird dabei ständig mit menschenfeindlichen Kommentaren konfrontiert. Die waren früher nicht sichtbar, werden aber heute so nach oben gespült, als kämen sie nicht vom Rand der Gesellschaft, sondern wären die Mehrheitsmeinung. Deshalb braucht es immer wieder die Einordnung, dass solche Meinungen nicht die Norm und demokratiefeindlich sind“, so Mia Reibe.
 
Verantwortung übernehmen und Lehren daraus ziehen
 
Pater Christian Dieckmann, Hochschulseelsorger der Katholischen Studierendengemeinde, sieht die junge Generation mit dem Verlust der Zeitzeug*innen von damals konfrontiert: „80 Jahre zurückzuschauen ist für junge Menschen gar nicht so leicht, wenn die eigene Erinnerung gerade mal 20 Jahre zurückreicht. Umso wichtiger ist es, ein Gedenken einzuüben, das Verantwortung übernimmt – nicht dafür, was damals war, sondern dafür, was wir heute und morgen für Lehren daraus ziehen. Über 60 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg sind eben nicht relativierbar.“

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