In Hamburg feiern am Ostermontag christliche Kirchen verschiedener Konfessionen eine gemeinsame Ostervesper, denn nach acht Jahren fällt das Fest wieder auf ein gemeinsames Datum. Dies ist sehr selten der Fall, da die orthodoxen Kirchen für die Osterberechnung weiterhin den julianischen Kalender verwenden, während die katholische Kirche und die meisten protestantischen Kirchen dem gregorianischen Kalender folgen. Zuletzt fiel das Osterfest 2017 auf ein gemeinsames Datum.
Die „Vesper der Liebe“ nach orthodoxer Tradition wird in der katholischen St. Josephs-Kirche in Hamburg um 16 Uhr gefeiert. Eingeladen hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg. Geleitet wird die Vesper von Priester Milutin Marić von der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Pater Sascha-Philipp Geißler SAC, Generalvikar des Erzbistums Hamburg, wird zusammen mit Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, einen Segen sprechen.
Anlässlich des ersten gemeinsamen Osterfests seit acht Jahren betont Generalvikar Geißler: „Ich freue mich sehr, dass wir Christen in diesem Jahr Ostern an einem gemeinsamen Datum feiern. Und ich freue mich darauf, dass wir bei der Ökumenischen Ostervesper ein Zeichen setzen: Es ist wichtig, dass Getaufte über Konfessionsgrenzen hinweg miteinander Gott loben und für Menschlichkeit und Hoffnung eintreten.“
Bischöfin Fehrs hebt die ökumenische Verbundenheit mit den orthodoxen Kirchen hervor. „Es ist etwas ganz Besonderes, mit unseren orthodoxen Geschwistern dieses Jahr gemeinsam Ostern feiern zu können. Denn die Hoffnung und die Liebe zum Leben, die das Osterfest symbolisiert, verbindet uns Christenmenschen ja immer schon. Gerade in Zeiten, in denen politisch stark auf Abgrenzung gesetzt wird, ist es wohltuend, eben gerade nicht die Unterschiede herauszustellen, sondern das Verbindende zu sehen. Möge es ein friedensstiftendes Zeichen sein, dass in diesem Jahr Millionen Menschen unterschiedlicher Konfessionen zeitgleich die Auferstehung Jesu Christi feiern: den Aufstand des Lebens gegen Gewalt und Tod.“
Uwe Onnen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg und Pastor der Evangelisch-Methodistischen Kirche, Pastorin Katri Oldendorff von der Finnischen Seemannskirche und Diakon Evgin Can von der Syrisch-Orthodoxen Kirche werden aus dem Osterevangelium lesen. Lesungen in verschiedenen Sprachen gehören zur Tradition dieser Vesper.
Erinnert wird auch an das Konzil von Nicäa vor genau 1700 Jahren: Die Kirchenväter dieses ökumenischen Konzils strebten eine einheitliche Osterfeier für alle Christen an und legten bestimmte Berechnungsgrundlagen fest. Sie verabschiedeten zudem ein gemeinsames Glaubensbekenntnis, das bis heute die ökumenische Verbundenheit symbolisiert und in Gottesdiensten verschiedener Konfessionen gesprochen wird.
Hintergrund: Orthodoxes Osterfest und orthodoxe „Vesper der Liebe“
Viele orthodoxe Kirchen legen für die Berechnung der beweglichen Feste den julianischen Kalender zugrunde, der von Julius Cäsar eingeführt wurde. Die Kirchen des Westens (Katholiken und Protestanten) nutzen den gregorianischen Kalender, der Ende des 16. Jahrhunderts von Papst Gregor XIII. eingeführt wurde und genauer mit dem astronomischen Sonnenlauf übereinstimmt. 13 Tage liegen zwischen beiden Kalendern.
In den vergangenen Jahren fiel Ostern 2010, 2011, 2014 und 2017 auf ein gemeinsames Datum. Erst 2028 wird dies wieder der Fall sein und danach auch aufgrund astronomischer Konstellationen immer seltener. Es hat immer wieder Anläufe von Geistlichen der verschiedenen Konfessionen gegeben, sich auf ein gemeinsames Osterdatum zu einigen.
Als „Vesper der Liebe“ wird der Vespergottesdienst des Ostersonntags in der orthodoxen Tradition bezeichnet. Das Besondere an diesem Gottesdienst, in dem die Auferstehung gefeiert wird, ist, dass das Osterevangelium in möglichst vielen Sprachen verlesen wird. Am Ende des Gottesdienstes gibt der Priester allen Anwesenden ein rotes Osterei mit. Viele orthodoxe Kirchen in Deutschland nutzen diese Ostervesper dazu, um die ökumenische Gemeinschaft mit den benachbarten Gemeinden anderer Konfession zu bekunden. (Quelle: Gemeinsam Ostern feiern. Eine ökumenische Handreichung, herausgegeben im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland von Athansios Basdekis, Christina Kayales, Johann Georg Schütz und Klaus Peter Voß, Frankfurt am Main 2004.)