„Das sind Projekte, die sich sehen lassen können und Sie können stolz darauf sein, dass das seit zehn Jahren läuft“, sagte Erzbischof Stefan Heße am Donnerstag beim zehnjährigen Jubiläum des Begegnungscafé im Gemeindezentrum St. Andreas in Schwerin. Zuvor besuchte er das Projekt „Spielend Deutsch lernen“ und Selbsthilfegruppen im Familiencafé Mama Chocolate. Im Rahmen der bundesweiten katholischen Woche der Flüchtlingshilfe besuchen Bischöfe in ihren Bistümer Flüchtlingsprojekte und -initiativen, um auf das Thema Migration und Integration aufmerksam zu machen. „Migration ist ein Zeichen unserer Zeit. Und jeder der das Thema verdrängt, verdrängt die Realität. Wir müssen Antworten auf die schwierigen Fragen finden. Das ist nicht leicht, denn die Herausforderungen sind groß, aber den müssen wir uns stellen. Und das tun sie alle hier. Nicht, indem Sie große Papiere schreiben, sondern indem sie handeln“, sagte der Erzbischof.
Alle Projekte sind im Jahr 2015 entstanden, als vor allem viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind. Das Begegnungscafé begann klein mit der Hilfe für einen Mann aus Eritrea. Später kamen Menschen aus Syrien oder der Ukraine hinzu. Neben der Unterstützung beim Ausfüllen von amtlichen Formularen oder beim Einrichten und Organisieren von Wohnungen oder dem Spielen mit Kindern kamen Helfer und Geflüchtete ins Gespräch. Das Café wurde so zu einem Ort für regelmäßiges Anwenden der deutschen Sprache und zu einer verlässlichen Begegnungsstätte.
Das Projekt „Spielend Deutsch lernen“ entstand, weil es damals einen Mangel an Kita-Plätzen gab. Ehrenamtlich Engagierte, die vor allem aus dem pädagogischen Bereich kamen und bereits in Rente waren, schafften eine vierstündige Betreuung für Kinder an Werktagen mit Spielen und einfachen deutschen Sprachlerninhalten. „Die Kinder, die hier waren, haben ein gute Vorbereitung auf die Schule bekommen, weil wirklich spielend Deutsch gelernt haben“, sagt Matthias Bender, der das Projekt gemeindlich betreut hat. Mit Geldern aus dem Flüchtlingsfonds des Erzbistums konnte das Projekt ins Leben gerufen werden. Heute organisiert die Caritas das Projekt mit kirchlichen Geldern und Bundesmitteln.
Im Familiencafé Mama Chocolate traf Erzbischof Heße mit Frauen aus Syrien, der Ukraine und dem Irak zusammen. Das interkulturelle Begegnungscafé für geflüchtete Frauen war erst im September mit dem Integrationspreis des Landes ausgezeichnet worden. Heße würdigte die „gelebte Nächstenliebe“ und dankte allen Engagierten, die den Geflüchteten durch ihren Einsatz Kraft und eine neue Perspektive schenken. „Diese Orte der Begegnung, des Miteinanders und der Solidarität sind entscheidend, um Geflüchteten Orientierung und Teilhabe zu ermöglichen und gleichzeitig gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zu schaffen“, betonte er.
Zum zehnjährigen Jubiläum des Begegnungscafé war auch Reem Alabali-Radvovan, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zu Gast. Sie kam 1996 selbst als Geflüchtete nach Mecklenburg-Vorpommern. „Wenn damals eines gefehlt hat, waren es solche Orte“, sagte sie. Besonderer Dank galt ihrerseits dem langjährigen Engagement, denn vieles, was 2015 entstand, gebe es heute nicht mehr.