Der Geistliche Eduard Profittlch (1890-1942) ist am Samstag in Estland seliggesprochen worden. Im Auftrag von Papst Leo XIV. leitete Karinal Christoph Schönborn die Zeremonie in der Hauptstadt Tallinn. Gemeinsam mit Profittlich würdigte er die rund 23.000 Opfer sowjetischer Gewaltherrschaft in dem baltischen Land, in dem heute weniger als ein Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche angehört.
Bei der Feier der Seligsprechung war auch das Erzbistum Hamburg vertreten, durch Pfarrer Dr. Jacek Bystron von der polnisch sprachigen Gemeinde und Martin Colberg, Beauftragter für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts im Erzbistum Hamburg.
Ein Bericht über die Feier der Seligsprechung von Martin Colberg:
Wir kamen am Freitagabend mit etwas Verspätung in Tallinn an und bezogen Zimmer im Gästehaus des Birgittaklosters. Neben mit der Delegation aus dem Erzbistum Hamburg waren hier noch weitere Gäste untergebracht, darunter Kardinal Christoph Schönborn OP, Kardinal Stanislaw Dziwisz und der päpstliche Nuntius für die baltischen Staaten, Erzbischof Georg Gänswein.
In der Kathedrale St. Peter und Paul begann das offizielle Programm mit einem Chorkonzert zu Ehren von Erzbischof Eduard Profittlich.
Für die Seligsprechungsmesse am Samstag wurden auf dem Freiheitsplatz, in der Altstadt von Tallinn, zwei große Bühnen errichtet: eine für die Liturgie und eine für Chor und Orchester. Kardinal Christoph Schönborn leitete die Liturgie als vom Papst Leo XIV. entsandter Delegat für die Seligsprechung. Der estnische Staatspräsident Karis war ein Ehrengast bei der festlichen Messe.
Der Akt der Seligsprechung fand zwischen Kyrie und Gloria statt. Es wurden die Lebensstationen Profittlichs aufgelistet. In den Jahren 1928 bis 1930 fungierte der Jesuit als Kaplan und Polenseelsorger in Hamburg am Kleinen Michel. Die Gemeinde am Kleinen Michel hatte seit 1882 den Wunsch, einen Seelsorger für die Polen und Auswanderer an Bord zu haben. Sigismund Swyder aus Tarnow war der erste Seelsorger für die katholischen Polen. In der Zeit zwischen 1920 und 1922 wurde die Zentrale des St. Raphaelvereins von Freiburg nach Hamburg verlegt und im Juli 1929 besuchte der Nuntius Eugenius Pacelli, der später als Papst Pius XII. bekannt wurde, Hamburg, um die Auswandererhallen persönlich zu besichtigen. Es ist gut möglich, dass Eduard Profittlich ebenfalls dabei war.
1930 wurde Profittlich von der Deutschen Provinz des Jesuitenordens nach Estland entsandt, wo er in den folgenden zehn Jahren eine führende Rolle beim Aufbau der katholischen Kirche innehatte.
Im Jahr 1931 wurde Eduard Profittlich per Dekret der Päpstlichen Kommission von Russland zum Apostolischen Administrator ernannt. Im Dezember 1936 wurde er in Tallinn in der Kathedrale St. Peter und Paul durch Nuntius Antonino Arata zum Bischof geweiht und erhielt den Titel eines Erzbischofs.
Im Juni 1940 besetzte die Sowjetunion Estland. Erzbischof Eduard Profittlich erwägte, nach Deutschland zu gehen, und fragte sogar in Rom nach, ob er nun gehen oder bleiben solle. Kardinal Maglione antwortete, dass es in seinem Ermessen lag, diese Entscheidung zu treffen und so entschied sich Profittlich, in Estland zu bleiben
Am 27. Juni 1941 wurde er verhaftet, in das Gefängnis von Kirow gebracht, dort zum Tode verurteilt und starb am 22. Februar 1942. Papst Franziskus hatte im Dezember 2024 sein Martyrium anerkannt und damit den Weg zur Seligsprechung eröffnet.
Die Seligsprechungsurkunde wurde auf Latein und Estnisch verlesen und mit einem Lied beendet. In seiner Predigt gestand Kardinal Schönborn ein, dass ihm der Name Profittlich zuvor unbekannt gewesen sei und er sich erst mit ihm vertraut machen musste. Profittlichs Entschlossenheit zu bleiben und sehenden Auges zu sterben habe ihn tief beeindruckt.
Das genaue Wissen seiner ausweglosen Zukunft muss unglaublich hart gewesen sein. Kardinal Schönborn stellte dann provokant die Frage, wohin Profittlich gehen sollte. In der Sowjetunion existierte der „Archipel Gulag“ und in Deutschland wurden im Rahmen der Judenverfolgung Konzentrationslager eingerichtet.
Er sprach auch den Überfall Putins auf die Ukraine an und stellte fest, dass es heute noch Gewalt, Verfolgung und Flüchtlingsströme gebe.
Die darauffolgenden Fürbitten erfolgten in unterschiedlichen Sprachen. Zum Abschluss der Seligsprechungsfeier hielten Vertreter der evangelischen sowie der orthodoxen Kirche ein kurzes Grußwort. Ebenfalls ein Vertreter des Jesuitenordens.
Eine Agape mit Wein, Wasser, Brezeln und Süßem wurde nach der Seligsprechung auf dem Kirchvorplatz der Kathedrale für die rund 600 Gottesdienstbesucher vorbereitet. Die Menschen waren bewegt und ergriffen von der Seligsprechung und der Heiligen Messe.
Unter den Gästen war eine deutschsprachige Gruppe, darunter Manfred Müller, der Präsident des Bonifatiuswerks. Am Abend wurden die Gäste aus Deutschland, einschließlich der Vertretung des Erzbistums Hamburg, zum offiziellen Empfang des estnischen Bistums in der St. Nikolauskirche eingeladen. Die Ansprachen wurden vom estnischen Innenminister, Kardinal Schönborn, dem gastgebenden Bischof Jourdan, Bischof Ackermann von Trier, Manfred Müller vom Bonifatiuswerk sowie der Postulatorin des Seligsprechungsprozesses und einer Verwandten von Eduard Profittlich gehalten.
Aus dem Anlass der Seligsprechung Profittlichs wurde am Sonntagabend ein Dankgottesdienst in Hamburg, im Kleinen Michel gefeiert. Die Hamburger Delegation war bei der Messe dabei und konnte von den Feierlichkeiten berichten.