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Erzbischof em. Dr. Werner Thissen ist tot

Veröffentlicht am: 15. April 2025
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Kathrin Erbe/ Erzbistum Hamburg

Der emeritierte Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen ist tot. Er starb am Dienstag, 15. April 2025, in Hamburg. Thissen wurde 86 Jahre alt.

Erzbischof Stefan Heße würdigte Erzbischof Thissen als Geistlichen, der die Weiterentwicklung des noch jungen Erzbistums Hamburg wesentlich vorangetrieben habe. „Er hat das Pastoralgespräch unter dem Leitwort ‚Salz im Norden‘ initiiert, das viele Menschen miteinander ins Gespräch brachte und wichtige Leitsätze für das Selbstverständnis der katholischen Kirche im Norden entwickelte“, so Heße. Die Sanierung und Neugestaltung des St. Marien-Doms sind ebenso auf seine Initiative zurückzuführen wie die Einleitung des Prozesses, der 2011 zur Seligsprechung der Lübecker Märtyrer führte.

Aber auch das gehöre zu Thissens Leben: „Er hat vor seiner Zeit im Erzbistum Hamburg als Personalverantwortlicher im Bistum Münster schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche gemacht. Fehler, die er nicht heilen konnte, aber für die er um Entschuldigung bat, denn Betroffene müssen gehört und Missbrauchsverbrechen offengelegt werden“, so Heße.

Werner Thissen wurde 1938 im niederrheinischen Kleve geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in Münster und München und empfing 1966 in Münster die Priesterweihe. Danach arbeitete er als Seelsorger in Dorsten, Ostbevern und in der Priesterausbildung. 1974 promovierte er mit einer Arbeit über das Markus-Evangelium. Ab 1977 war er in der Verwaltung des Bistums Münster tätig, von 1986 bis 1999 als Generalvikar. 1999 wurde er zum Bischof geweiht und war zunächst Weihbischof für die westfälische Region Borken-Steinfurt. Am 22. November 2002 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Erzbischof von Hamburg. Am 25. Januar 2003 wurde er in sein Amt eingeführt. Nach Erreichen der Altersgrenze für Bischöfe nahm Papst Franziskus sein Rücktrittsgesuch im März 2014 an.

Das Requiem für Erzbischof em. Werner Thissen ist für Donnerstag, den 24. April 2025 um 11 Uhr im St. Marien-Dom in Hamburg geplant.

Bilder von Erzbischof Dr. Werner Thissen

Ausgewählte Bilder aus dem Leben von Erzbischof Dr. Werner Thissen 

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Würdigungen

Zum Tod von Erzbischof Dr. Werner Thissen erreichen uns viele Reaktionen, die wir hier zusammenstellen:

  • Bischof Dr. Georg Bätzing

    „Brückenbauer des Nordens“

    Die Deutsche Bischofskonferenz trauert um den früheren Erzbischof von Hamburg, Erzbischof Dr. Werner Thissen. Er starb heute (15. April 2025) in Hamburg. Dort leitete er das Erzbistum von 2003 bis 2014. Zuvor war er als Weihbischof im Bistum Münster und Generalvikar dort tätig.

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, würdigte den Verstorbenen als Brückenbauer im Norden: „Erzbischof Thissen ist auf die Menschen zugegangen. Brücken zu schlagen war ihm ein Auftrag und Menschen miteinander zu verbinden und für Dialog und Verständigung zu werben ein Herzensanliegen. Viele wegweisende interreligiöse Impulse sind Erzbischof Thissen in der Hamburger Stadtgesellschaft und im gesamten Erzbistum gelungen“, schreibt Bischof Bätzing an den Nachfolger Thissens, Erzbischof Dr. Stefan Heße. „Der Brückenbauer des Nordens war zugleich ein Brückenbauer für den Zusammenhalt der Gesellschaft, an der auch die Kirche Anteil hat“, fügte Bischof Bätzing hinzu.

    Brückenbau sei auch das wesentliche Merkmal seines langjährigen Wirkens in der Deutschen Bischofskonferenz gewesen. „Seine ausgleichenden Positionen und seine ständige Mahnung für einen Weg des Dialogs, seine mahnende und nachdenkliche Stimme, die immer nach dem Gemeinsamen gefragt hat, werden uns fehlen. Dabei denke ich vor allem an den hintergründigen Humor von Erzbischof Thissen und seine innere Überzeugung, dass die Kirche auch in der Diaspora eine Stimme hat. Ohne Frage: Werner Thissen hat der Diaspora eine Stimme verliehen“, so Bischof Bätzing. „Seine intensiven Besuche in den Pfarreien, ungezählte Firmungen und sicht- und hörbare Predigten haben die Arbeit von Erzbischof Thissen geprägt. Seine reiche seelsorgliche Erfahrung als Erzbischof von Hamburg und sein priesterliches Zeugnis haben viele Menschen berührt. Das gilt auch für seinen Einsatz zur Seligsprechung der Lübecker Märtyrer, die ihm ein Herzensanliegen für den Glauben in der Gegenwart war. Ich empfand es als schönes Zeichen, dass er auch nach seiner Emeritierung noch zahlreichen Gläubigen und Weggefährten eng verbunden war und sie geistlich begleitet hat. Denn trotz seiner westfälischen Wurzeln war Erzbischof em. Thissen an der Elbe heimisch geworden. Dabei wusste er um die eigenen Begrenzungen, gerade auch im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche. Sein Eingeständnis bei diesem Thema war ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung, der wir uns als Kirche verpflichtet haben.“

    Bischof Bätzing würdigte außerdem das Engagement von Erzbischof Thissen auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz, wo er sich in den Gremien des Verbandes der Diözesen Deutschlands – besonders in der Zeit vor seiner Bischofsweihe – und auch in der Kommission Weltkirche und der Unterkommission für Entwicklungsfragen eingebracht hat. „Diese Arbeit hat der Verstorbene immer als einen verpflichtenden Weg betrachtet, Christus und sein Reich zu verkünden. Seine Reisen in viele Länder, die Präsenz in den Notstandsgebieten der Welt und sein stetes Bemühen, nicht bei den Problemen stehen zu bleiben, sondern eine Lösung zu finden, haben ihn in unserer Bischofskonferenz ausgezeichnet“, schreibt Bischof Bätzing. Er fügt hinzu: „Mit seinem bischöflichen Wahlspruch ‚In Christo nova creatura – In Christus eine neue Schöpfung‘ (2 Kor 5,17) wies Erzbischof Thissen auf das immer Neue hin, das uns ganz unabhängig vom Lebensalter erwartet und zugewandt ist. So möge er nun in die Hand seines Schöpfers zurückkehren.“

    Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

  • Bischof Dominicus Meier OSB

    Werner Thissen war von 2003 bis 2014 Erzbischof des Erzbistums Hamburg, das 1998 aus einem Teil des Bistums Osnabrück hervorgegangen ist. Erzbischof em. Thissen hat das Erzbistum umsichtig geleitet und durch seine Spiritualität geprägt, die ihren Ausdruck zum Beispiel im Pastoralgespräch unter dem Leitwort „Salz im Norden“ fand.

    Die Zusammenarbeit mit Erzbischof em. Thissen als Metropolit der Norddeutschen Kirchenprovinz, zu der das Bistum Osnabrück gehört, war von großem Vertrauen getragen. Besonders dankbar sind wir dafür, dass Erzbischof em. Thissen den Prozess eingeleitet hat, der 2011 zur Seligsprechung der Lübecker Märtyrer führte, die auch für das Bistum Osnabrück eine wichtige Bedeutung haben.

    Respekt bringen wir dem Verstorbenen entgegen für das Eingeständnis seiner Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch in seiner früheren Verantwortung als Personalverantwortlicher und Generalvikar im Bistum Münster.

    Wir trauern mit den Angehörigen und den Christinnen und Christen im Erzbistum Hamburg und schließen Erzbischof em. Thissen in unser Gebet ein, im Vertrauen auf die Osterbotschaft, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern Jesu Auferweckung uns das ewige Leben verheißt.

    Bischof Dominicus Meier OSB

  • Ministerpräsident Daniel Günther

    Zum Tod des emeritierten Hamburger Erzbischofs Dr. Werner Thissen sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther heute (15. April) in Kiel:

    „Dr. Werner Thissen hat von 2003 bis 2014 elf Jahre lang als Hamburger Erzbischof auch das kirchliche Leben in Schleswig-Holstein mit geprägt. Er hat das damals noch junge Erzbistum Hamburg mit vorangebracht und sich für den Zusammenhalt der katholischen Kirche bei uns im Norden engagiert und stark gemacht“, sagte er. Der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Ökumene seien immer wichtige Anliegen für ihn gewesen. Günther erinnerte in diesem Zusammenhang an die Seligsprechung der Lübecker Märtyrer im Jahr 2011, für die sich der ehemalige Erzbischof jahrelang eingesetzt hatte. 

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