Liebe Sabine, du hast zum 1. Oktober 2025 die Leitung des Projektes Sendung und Sammlung übernommen. Vorher hatte Dr. Andree Burke hier die Federführung – wie bist du eigentlich zu dieser Rolle gekommen?
Mich hat irgendwann ein Anruf der Bistumsleitung, die gleichzeitig auch Auftraggeber des Projektes ist, erreicht. Da hieß es einfach: „Herzlichen Glückwunsch zur neuen Aufgabe!“ (lacht)
Im Vorfeld gab es natürlich Gespräche und Ideen, wie eine inhaltliche Projektleitung aussehen könnte. Ich konnte mir ganz gut vorstellen, das zu übernehmen, weil ich damit die Möglichkeit habe, mit ganz vielen anderen Menschen zusammen die Entwicklungen in unserem Bistum auf direktem Wege mit- und weiterentwickeln zu können.
Und ganz persönlich ist es mir wichtig, neben allen organisatorischen und notwendigen verwalterischen Aufgaben nicht aus den Augen zu verlieren, warum wir uns eigentlich auf so einen Prozess einlassen. Diesen kostbaren Schatz unseres Glaubens (2. Kor 4,7) tragen wir durch die Zeiten und es in zu jeder Zeit wichtig, neu zu schauen, wie das Aggiornamento, also die „Verheutigung“ dieser Botschaft, aussieht.
Bevor du die Projektleitung übernommen hast, hast du in den vergangenen Monaten in einem der SeSam-Teilprojekte mitgewirkt: „Personal einsetzen“. Dadurch warst du fast von Anfang an ziemlich nah am Projekt dran – wie hast du die Arbeit bis jetzt erlebt?
Obwohl SeSam als Projekt ja noch gar nicht so lange läuft, haben bis jetzt schon ganz unterschiedliche Menschen aus unserem Bistum richtig viel Zeit und Gedanken da hineininvestiert. Alles, was diese Menschen bis jetzt entwickelt haben, ist in den jetzt bestehenden und von unserem Erzbischof in Kraft gesetzten „Fahrplan für die Entwicklung der Pastoral im Erzbistum Hamburg“ eingeflossen.
Ideen wurden diskutiert, in Gremien besprochen, beim Forum SeSam Ende Mai einer noch größeren Öffentlichkeit vorgestellt und Rückmeldungen wurden eingeholt. Jetzt wird es darum gehen, die gewonnenen Erkenntnisse praktisch umzusetzen. Genau in dieser Umsetzungsphase befinden wir uns grade.
Am Ende wird die Praxis in den Regionen zeigen, welche Leitlinien wir in welcher Weise folgen können und werden.
Was ist dir denn als Projektleitung besonders wichtig, also was ist dein Ansatz in der inhaltlichen Leitung von SeSam?
Mit SeSam befinden wir uns nicht einfach in einem Prozess, der die Pastoral unseres Bistums „ausbessern“ will. Das wäre auch nicht aufrichtig, weil kleinere Veränderungen nicht dem gerecht werden, was sich bereits jetzt zeigt: wirtschaftliche und personelle Ressourcen werden weiter zurückgehen. Schon jetzt klagen ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeitende über Arbeitsbelastungen und sogar Überlastungen. Dafür braucht es eine kluge Lösung, die mit dem Fahrplan angedacht ist und nun umgesetzt werden soll.
Noch wichtiger ist mir allerdings:
Wenn wir hier bei uns im Norden weiterhin als Kirche sichtbar sein wollen, wenn wir weiterhin das Evangelium Jesu Christi als Perspektive unseres Handels leben und mit dieser Botschaft begeistern wollen, hat das Konsequenzen für die Ausgestaltung. Eine Konsequenz ist die noch deutlichere Sichtbarmachung, dass alle Getauften und Gefirmten berufen sind, das Evangelium zu verkünden, zu einem konkreten Dienst in der Welt, je nach den eigenen Talenten und Fähigkeiten. Die tolle Herausforderung wird es sein, wie wir als Getaufte, Gefirmte, Gesendete und Geweihte Gott und den Menschen nahe sein können.
"Eine Konsequenz ist die noch deutlichere Sichtbarmachung, dass alle Getauften und Gefirmten berufen sind, das Evangelium zu verkünden."
Du hast es schon erwähnt: SeSam befindet sich jetzt in der Umsetzungsphase. Was ist für diese Phase nun entscheidend?
In vielen Gesprächen, die ich in den letzten Wochen geführt habe, haben viele Menschen im Bistum mir gesagt, dass sie sehr wertschätzend auf die Umsetzung von SeSam schauen. Dieser Prozess mache ihnen deutlich, dass Herausforderungen angegangen werden und Antworten auf diese Herausforderungen versucht werden. Das höre ich übrigens als Reaktion auf SeSam auch aus anderen Diözesen, die aufmerksam auf die Entwicklungen unseres Bistums schauen.
Klar ist: Ich möchte nicht einfach ohnmächtig auf die derzeitigen Herausforderungen schauen, sondern diese sinnvoll und vorausschauend angehen.
Ich erlebe Menschen, die ganz neu auf der Suche nach ihrem (beruflichen) Profil und ihren persönlichen Perspektiven und Berufungen sind. Teilweise erlebe ich Unsicherheiten, die in einem so umfangreichen Prozess auch erst nach und nach ausgeräumt werden können.
"Ich möchte nicht einfach ohnmächtig auf die derzeitigen Herausforderungen schauen, sondern diese sinnvoll und vorausschauend angehen."
Was ich mir wünsche, ist die grundsätzliche Bereitschaft, sich auf die Entwicklungen einzulassen und konstruktiv zu schauen, was es dafür braucht. Und das ist sicher mehr als ein guter Informations- und Kenntnisstand zu den Entwicklungen im Prozess.
Mit Blick in den Fahrplan ist deutlich, dass viele Themen erst angeteasert wurden. Beispielsweise ist die Zusammenarbeit mit den vielen Orten kirchlichen Lebens in unserer Diözese: mit Schulen, Caritas, Jugendverbänden, Schulen, den Gemeinden von Katholiken anderen Muttersprachen u.a. noch nicht genügend beantwortet und konkretisiert. Das muss und wird sich ändern.
Und jetzt mal ganz ehrlich: Worauf freust du dich besonders, wenn du an die vor dir liegende Zeit als Projektleiterin von SeSam denkst?
Ich freue mich darauf, zu erleben, wie aus theoretischen Überlegungen praktische Lösungen entwickelt und umgesetzt werden.
Ich freue mich darauf, dass wir in unserem Bistum die Möglichkeit bekommen, miteinander lernen zu können.
Und ich freue mich auf die weitere unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Auftraggebern und im Projektteam!
Als letztes hast du drei Wünsche frei. Was wünscht du dem Projekt?
Durchhaltevermögen, Mut und Zuversicht, weil ich glaube, dass Gott sich in der Wirklichkeit zeigt. Und die Einsicht, dass SeSam nicht das „gelobte Land“ ist oder sein kann, sondern unser Versuch im Erzbistum Hamburg, durch unsere Zeit und die nächsten Jahre zu gehen, um die wunderbare Botschaft des Evangeliums weiterzutragen.
Vielen Dank, liebe Sabine und weiterhin gutes Gelingen!