Kein Hass: Erzbischof Heße schreibt jungen Menschen zum Ukraine-Krieg
Unter dem Leitwort „Kein Hass" hat Erzbischof Stefan Heße hat den jungen Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum Hamburg einen Brief geschrieben. Unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine geht er auf Jesu Aufforderung zur Feindesliebe ein. Heße schreibt: „Jesus erwartet von mir jetzt die Größe, auch die Menschen anzunehmen und zu bejahen, die vorsätzlich Böses tun. Trotz ihrer schrecklichen Taten bleiben sie Menschen und behalten ihre Menschenwürde. Ehrlich: Das fällt mir derzeit nicht leicht." Wenn Feindesliebe gerade zu viel verlangt sei, könne „kein Hass" der erste Schritt sein.
Den Brief hat der Erzbischof an 32.000 junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren geschrieben. Beigelegt ist ein Aufkleber mit dem Leitwort, der auch nachbestellt werden kann. Außerdem wird die Aktion durch die Homepage kein-hass.de unterstützt.
Der Brieftext im Wortlaut:
„Liebe/r...,
was machen Sie, wenn Sie jemand aggressiv angeht? Wehren Sie sich? Wenn Sie jemand angreift: Würden Sie zurückschlagen? Sich zu wehren ist selbstverständlich – oder? Wie wichtig es ist, sich verteidigen zu können, zeigt uns der Krieg in der Ukraine. Der Angriffskrieg Russlands ist furchtbar. Das russische Militär tötet Zivilisten, Soldaten vergewaltigen Frauen und verschleppen Kinder und Jugendliche. Krankenhäuser, Schulen und Wohnungen werden systematisch zerstört. All das sind vorsätzlich begangene Kriegsverbrechen.
„Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen." Diese Aufforderung kommt von Jesus und ist angesichts dieser Taten eine Zumutung. Zumindest scheint sie weltfremd: Seine Feinde lieben? Für sie beten? Einen Menschen wie Wladimir Putin?
Ich bin Christ und Jesus ist das Vorbild, an dem ich mich orientiere. Ich komme also nicht darum herum, mich mit dieser Aufforderung auseinanderzusetzten. Er hat das ja nicht nur einfach so dahingesagt. Er hat es auch getan. Jesus erwartet von mir jetzt die Größe, auch die Menschen anzunehmen und zu bejahen, die vorsätzlich Böses tun. Trotz ihrer schrecklichen Taten bleiben sie Menschen und behalten ihre Menschenwürde. Ehrlich: Das fällt mir derzeit nicht leicht.
Vielleicht geht es so: Wenn die Aufforderung Jesu „Liebt eure Feinde" gerade zu viel verlangt ist, dann könnte „Hasst eure Feinde nicht" der erste Schritt sein. Entschieden an der Seite der Opfer zu stehen, ohne in abgrundtiefen Hass auf die Täter zu verfallen. „Kein Hass" ist der erste Schritt hin zu Frieden. „Kein Hass" ist eine Botschaft, die wir im Augenblick nicht oft genug sagen können.
Ich hoffe und bete, dass das Zerstören und Morden in der Ukraine bald ein Ende haben werden. Für das ukrainische Volk hoffe ich auf eine Zukunft in Frieden und Freiheit. Ihnen wünsche ich in diesen Zeiten alles Gute.
Mit herzlichen Grüßen
Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg"
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